Aufklärer in der Post–Moderne ratlos

■ Frankfurter Kongreß „Zukunft der Aufklärung“ / „Streitkultur“ ohne Streitlust / „Anfang einer Kampagne“ (Kluge) oder Begriffssicherung

Von Klaus Hartung

Die triumphalistische Liste der Namen war Politik: am Sabbath letzter Woche wurde im Festsaal der Jüdischen Gemeinde Frankfurt der Auftritt linker Intelligenz inszeniert. Um nur eine Auswahl von Professoren zu nennen, die Veranstalter und Referenten in Personalunion waren: Jürgen Habermas, Winfried Hassemer, Hans Robert Jauß, Karl–Ernst Jeismann, Eberhard Lämmert, Rainer Lepsius, Johann Baptist Metz, Jürgen Moltmann, Ludwig von Friedeburg, Jörn Rüsen, Jürgen Kocka, Spiros Simitis, Hans Ulrich Wehler, Rudolf Wiethölter. Unter anderen! Es gehe vor allem um das „Signal“, daß die Leute zusammen auftreten, meinte abschwächend von Friedeburg. Das zu organisieren, sei schwierig genug gewesen. Gleichwohl sprach für die Ambitionen der Organisatoren, daß Habermas sich die Mühe machte, doch einige Referenten vorsprechen zu lassen. Nach zwei Tagen einer widerspruchslos ablaufenden Kongressmaschinerie von „Statements“, „Stellungnahmen“ und jeweils viertelstündigen Diskussionen wuchs das Gefühl geschlossener Räume, und der erschöpfte Berichterstatter fragt sich, ging es hier um eine Defilee einer neuen akademischen Schlachtordnung, um künftige Debattenstrategien oder Selbstversicherung, ging es um die Zukunft der Aufklärer oder um die „Zukunft der Aufklärung.“ Das Dementi Auschwitz An Provokationen hatte es nicht gefehlt. Dan Diner leitete in seinem Eröffnungsreferat aus dem Ort und dem Thema die „zutiefst politische Bedeutung des Kongresses ab: das Reden über Aufklärung müsse sich der „Wucht des Dementis Auschwitz“ stellen. In Deutschland könne sich die Aufklärung nicht einfach über die Zukunft hermachen, es gehe vielmehr um ihre „Wiederaneignung“. Hier führe aber der „direkteste Weg“ über Auschwitz, zur „aufgeklärten Aufklärung“. Doch auf dem „direktesten Weg“ blieb Diner allein. Das wurde auch nicht besser, als Peter Glotz die Stationen der bedrohlichen „Dialektik der Aufklärung“ von Auschwitz über My Lai bis zu Bhopal erweiterte. Zu vielstimmig war der Chor derer, die die Aufklärung in Frage stellten, retteten, zu neuen (alten) Aufgaben trieben. Auf dem Feld der Gleichgesinnten gab es sehr wohl Lager zwischen den Anwendern, die die „Emanzipation der Aufklärung von intellektueller Arroganz“ (Lepsius) forderten, um die Gegenaufklärung aus ihrer Domäne der Massenkultur zu vertreiben, und denen, die in einem defensiven Diskurs der Hoffnung eine Legitimation der Aufklärung aus der Totalität gegenaufklärerischer Prozesse der Gesellschaft abzugewinnen versuchten. „Die Krisen haben sich diffus ausgebreitet und verstetigt.Sie werden zu herrschenden Form der Selbststabilisierung eines beschleunigten sozialen Wandels.“ So formulierte Habermas die Startbedingung der „Zukunft der Aufklärung“. Aber ein Streit zwischen beiden Ansätzen ließ der Kongreßablauf nicht zu, wie überhaupt der Kongreß in einem Stimmengewirr endete, fragt man nach der Frontstellung, an der sich die Schlachtordnung der Frankfurter Aufklärer organisieren will. Dan Diner hatte sich ausdrücklich auf den Veranstalter hinter den Veranstaltern bezogen, auf die SPD, beziehungsweise das Kulturforum der SPD. Er polemisierte gegen die Sehnsucht nach nationaler Identität auch in der SPD, gegen den Versuch, die BRD auf die „Reise nach Mitteleuropa“ zu schicken, gegen die „schiefe Ebene“, die nicht zur „Republik, sondern zur Nation“ führe. Am Schluß nahm der Münchner Kunstwissenschaftler Sauerländer den Ball auf und bestätigte die „schiefe Ebene“. Man habe (leider) nichts anderes als den „Verfassungspatriotismus“ - gewissermaßen als Reibungsmittel, wenn die Identitätssucher ins Nationale rutschen. Aber: In dieser Äußerung formulierte sich keineswegs ein Bogen der Debatte. Es war nur eines der vielfachen Echos auf Thesen, die nachhallten. Immerhin sprang Sauerländer am Schluß unvermittelt zum Anfang des „Historikerstreites“ vor eineinhalb Jahren, an dem Habermas nationalen Identitätssuchern, den Noltes und Hillgrubers eben dieses Desiderat entgegenstellte. Ende des Historikerstreites „Neue Runde im Historikerstreit über Einordnung der NS–Zeit“ titelte die „Frankfurter Rundschau“. Nichts war weniger wahr, es war der Abgalopp. Jürgen Kocka, Bielefelder Sozialhistoriker, Kuratoriumsmitglied für das „Deutsche Historische Museum“ und Exponent im Historikerstreit, enttäuschte naive Erwartungen sofort, es gebe so etwas wie eine politische Reflexion über diesen Streit. Er brachte Siegesmeldungen: Nolte habe „nach dem Maßstab geschichtswissenschaftlicher Regeln“ Schiffbruch erlitten. Im übrigen habe der Streit gezeigt, daß das aufklärerische Potential „gar nicht so gering“ sei. Kockas Interesse war es, die Rationalität der Geschichtswissenschaft zu arrondieren gegen alle Bedrohungen des „neuen Geschichtsbedürfnisses“ mit einem Generalverdikt gegen den „neuen Irrationalismus“ historiographischer Identitätssuche, der von den Geschichtswerkstätten bis zur „narrativen“ Verzauberung eines Carlos Ginzburg reiche. Einen solchen unbedrohten Glauben an die Ratio als Rationalität der wissenschaftlichen Methode bezeichnete Lepsius am Ende als „Verfahrensritualismus“. Gewiß, Kocka löste beträchtliche Unruhe aus. Der Germanist Lämmert monierte im Namen der Aufklärung die Flucht vor dem Kampf um die „knapper werdende Resource Sinn“( Habermas). Kocka replizierte spitz, es gebe eine „qualitative Differenz“ zwischen dem Diskurs der Wissenschaft und dem der Bürger“. Warum blieb der Historikerstreit zu wirkungslos angesichts der Museumsdebatte? Warum ignorierten die in diesem Streit engagierten Wissenschaftler die wiedergutmachungsdebatte? Wo bleibt die Einsicht in das Versagen der Historiographie, die die Analyse der nationalsozialistischen Politik im „Generalgouvernement“ Polen „Fachfremden“ und die Erforschung des KZ–Staates den Opfern überläßt? Unanständige Fragen? Gestellt wurden sie jedenfalls nicht. Der Angriff der Frauen Wenn der geschlossene Raum des Kongresses aufbrach und die akademische Schlachtordnung durcheinander geriet, dann war es das Verdienst der Frauen. Friederike Hassauer und Peter Roos, später mit verhaltener Erschütterung als „androgynes Paar“ beschrieben, schockierten mit einem analytischen Wechselgesang gegen die aufklärerische Gewißheit. „Aufklärung hat keine Zukunft mehr, Weiblichkeit ist Zukunft“ / „Männlichkeit, das war die Abklärung der Aufklärung“ / „Aufklärung, das war der rationale Mensch, und der rationale Mensch war Mann.“/ „Als die Schwestern die Menschen–Rechte für sich reklamieren...da legte die Große, die glorreiche französische Revolution ihre Töchter unter das Fallbeil, die Guillotine der lumieres“. Nicht nur historischer Nachtrag war es, sondern grundsätzliche Methodenkritik: Das „Fallbeil des Vorwurfs „Irrationalismus“ wurde angegriffen. Aufklärung könne nur „Schlagschatten werfen, das Zwie–Licht ist ihr strukturell fremd“. Indem die Frauenfrage zu einer Frage der Frauen gemacht werde, zu einer „Enklave einer Tagungsnische“, werde das fatale Erbe der Aufklärung, die „verratene Hoffnung auf Gleichheit“ weitergetragen. Keine „Zukunft der Aufklärung“ bei einer „Geschlechterpolitik wie auf diesen Kongreß“. Ute Frevert setzte nach: Sie siedelte das Bewußtsein, den historischen Ort des Kongresses im Jahre 1847 an. Wie hier die Geschlechterspannung als „Frauenfrage“ Thema werde, habe der süddeutsche Liberale Welcker seinerzeit das „Geschlechtsverhältnis“ thematisiert, um über Frauen zu schreiben. Dieser Angriff der Frauen wurde - und das gehörte zu den köstlichsten Elementen des Kongresses - mit umfangreichen männlichen Manövern der Frontbegradigung beantwortet. Böhler, ganz die Figur des geschlagenen Privatdozenten, schlug Frau Hassauer vor, sie solle erstmal „ihren Kant“ lesen. Er ging unter im Unwillen der peinlich Berührten. Frau Hassauer bedankte sich zudem brillant für die Demonstration von Homogenität in Argumentation und „Körpersprache“. Der nächste Versuch war, vielstimmig darzustellen, daß diese Aufklärungskritik doch im Geist der Aufklärung stehe. Frau Hassauer paraphrasierte den O–Ton des Lehrkörpers: „Mädels, damit treibt ihr doch Aufklärung“. Im Lauf der Veranstaltung erklärten sich dann doch Professoren bereit, ihren Sprachschatz auf frauenfeindliche Bilderwelt zu überprüfen und überhaupt zu lernen, bis hin zu einem Mann, der definitiv erklärte, er wolle den „Skandal“ der Unterrepräsentanz der Frauen auf solchen Kongressen nicht mehr hinnehmen. Schließlich und endlich erhielten sie die höheren Weihen. Habermas wich von seinem Manuskript ab. Er sagte zwar, die Jungkonservativen würden gegen die Aufklärung „aufs Ganze“ gehen im Namen eines Kampfes gegen den „Logozentrismus“ (Klages) - ein Begriff, den auch Frau Hassauer benutzte - aber er nehme die Frauenbewegung ausdrücklich von jedem Vorwurf des Irrationalismus aus. Sie sei „die einzigste radikale Emanzipationsbewegung“ und mithin Potential der Aufklärung. Gegenüber solcherlei ausgerollten roten Teppichen blieb unübersehbar, daß die Frauen den Kongreß zur Kenntlichkeit entstellten: als Repräsentanz des „Lehrkörpers“. Nichts war in diesen Tagen realer als das Diktum von Frau Hassauer: „Sie sehen in uns die Überlebenden des akademischen Frauensterbens.“ Sie zeigte in ihrer Person, wieviel Brillanz als Technik des Überlebens gefordert ist. Allein, die These von der Zukunftslosigkeit der Aufklärung blieb undiskutiert im Raum stehen. Kritische Postulate kamen allenfalls wiederum von Frauen. Silvia Bovenschen analysierte, daß diese Thesen nicht über die Aporie des 18.Jahrhunderts hinauskäme, über den unentwickelten Gegensatz von „Gleichheitstheorem“, dem uneingelösten An spruch auf Gleicheit und dem „Kompensationstheorem“, in dem die Weiblichkeit als Utopie der „Ganzheit“ erscheint. Zur Ironie des Kongresses gehörte es im übrigen, daß die jüngste Fakulttät, die Frauenwissenschaft, die Aufklärung in ihrem Fundament angriff, während die älteste Fakultät, die Theologie, vertreten von Metz und Moltmann, ihre zukünftige Verheißung Arm in Arm mit Aufklärung sah. Die Herrschaft der Gegenaufklärung, von der Massenkultur bis zum Irrationalismus der Systeme waren geradezu theologische Quellen dieses neuen welthistorischen Bündnisses. Hier hätte ein Streit der Fakultäten beginnen können, allein das Programm eilte weiter. Turm zu Babel oder: Staat, SPD und Massenkultur Wenn man also nicht den Frauen das Ende der Aufklärung konzedieren wollte, ging es also erneut um die Zukunft derselben. Gegen Ende nahmen die Stimmen zu, die mit Habermas „weit und breit“ keine Alternative zur Aufklärung sahen. Das wäre in der Tat eine dürftige Beschwörung gewesen. Habermas versuchte die Lage zu formulieren: „Wie kommt es gerade hierzulande zu einer großen Koalition der Aufklärungskritiker, in der sich die braunen, schwarzen und grünen Ränder be rühren?“ Eine der Antworten: „Die anonyme Gesellschaft ohne Subjekt tritt an die Stelle der Assoziation freier und gleicher Inividuen.“ Das provoziert den „Affirmationsbedarf einer entzauberten Moderne durch Wiederverzauberung“. So suchte Habermas nach einer „erweckenden Entmutigung“, nach Hoffnung in ihrem Gegenteil. Eine „skeptische nicht–defätistische Aufklärung kann“ „sich ermutigt fühlen, weil sich mit den subkutan revolutionierten Einstellungen ein Mentalitätswandel vollzieht, der das gestern noch gültige Bezugssystem fürs politisch Selbstverständliche wie eine Ruine hinter sich läßt. Die sozialen Strukturen selbst scheinen sich für eine kulturelle Mobilisierung zu öffnen. Die Kultur kann eine verkrustete Politik unterspülen. Ob Reagan und Gorbatschow wissen, daß sie soeben ein Beispiel gegeben haben für eine solche kulturelle Obsoleszenz der gestern noch für unerschütterlich gehaltenen Prämissen?“ Hoffnung also für die Aufklärung, aber was tut der Aufklärer, wenn er das Geschäft nicht beiden Politikern allein überlassen will? Da antwortet Habermas doch eher defensiv. Die Tradition der Konzepte von „Autonomie“ und „Solidarität“ „auch nur in der Epoche verständlich zu halten“, fordere die prinzipielle Mühe der Kritik. Mühen und kei nen Schlagabtausch in der politischen Öffentlichkeit. Die politische Leidenschaft fehlte völlig. Den suchten andere: Während Habermas die Gegenaufklärung im Farbenspiel von braun, schwarz und grün sah, entdeckten Jürgen Seifert und Spiros Simitis auch rote Schattierungen. Seifert griff den Statsbegriff der SPD an, der in der Geschichte exemplarisch noch viel härter ins Zentrum des sozialdemokratischen Politikbegriffs: Er verlangte eine Wende der Politik, denn das Recht müsse radikaler als je zuvor den Anspruch des Individuums verteidigen. Hier gab es eine kleine Auseinandersetzung mit Peter Glotz, die eigentlich im Zentrum des Kongresses gehört hätte. Glotz konzedierte die Fragwürdigkeiten des sozialdemokratischen Staatsbegriffs, beklagte aber, daß der Übermacht des „Ordnungsstaates“ vor allem ein „Abbau des Infrastrukturstaates“ gegenüber stehe. Beispiel: Privatisierung der Post. Er bot Simitis ein Paket an: Wenn jener gegen die Ausgliederungstendenzen bei der Post kämpfen würde, würde er, Glotz, auch gegen den „Gesundheitsausweis“ kämpfen. Doch Simitis sah in diesem Paketeschnüren exemplarisch das sozialdemokratische Unverständnis für die neuere Rechtskritik. „Die Sozialdemokratie muß erst einmal begreifen, daß es den Einzelnen überhaupt gibt“, das heißt, daß der Einzelne nicht Objekt staatlicher Segnungen ist. Die Juristen artikulierten ihre Ziele und Probleme an einer relative klaren Front: Gegen das epochale Versagen des Staates an vernünftigen Systemregelungen setzten sie ein Recht des Dissenses, ein „Streikulturrecht“ (Wiethölter), in dem die fragmentisierten Bewegungen mächtig werden könnten. Die Juristen hatten den Diskurs der Soziologen aufgenommen. Die Soziologen nicht aber den Diskurs der Juristen. Alexander Kluge beging die Taktlosigkeit, die Frage der Aufklärung mit dem Begriff des richtigen Zeitpunkts zu verbinden. „Kairos“ nennen - so zitierte er - die Griechen das Glück des richtigen Zeitpunktes, ein Begriff, der für eine linke Intelligenz, die mehr denn je unter der Ungleichzeitigkeit ihres Räsonnements gegenüber den gesellschaftlichen Prozessen leidet, auf doppelte Weise Fremdwort bleibt. Nein, welche Debatte jetzt zu diesem Zeitpunkt die Chance hätte, die Marschsäulen der Aufklärung in Bewegung zu setzen, interessierte den Kongreß kaum. Nicht zufällig tauchte das Bild des babylonischen Turms auf. Der ehemalige SPD–Bundesgeschäftsführer Peter Glotz, einer der wenigen „Doktoren“ im illustren Kreis, definierte Aufklärung als „Baustelle“ und fragte rhetorisch, ob man der Linken „die Arbeitserlaubnis“ entziehen solle, wenn es ihr „auf dem Baugerüst schwindlig“ wird. Das Ethos der zusammengebissenen Zähne also für die linke Intelligenz, damit sie sich nicht von der Baustelle „Projekt der Moderne“ vertreiben lasse? Aber der flotte Apell der Partei“raison“ an „die Linke“, nicht den Fortschrittsbegriff aufzugeben, weil diese sonst „wehrlos“ werde, verfing eigentlich nicht. Es ist eben nicht nur „modische Melancholie“ ( Glotz), wenn an der Spitze des Turms zu Babel Zweifel über den Fortschritt auftauchen. Da traf die kühne Volte von Alexander Kluge schon eher die Stimmung des Kongresses: der „tatsächlich babylonische Zustand der Gesellschaft“ müsse „gefördert“ werden, denn „das ist ein Zustand der Verständigung“. Aber der Kongreß ein Zustand der Verständigung? Dafür fehlte mindestens die Hälfte der babylonischen Dialekte - denn die Gegenaufklärer waren nicht geladen. So konnte denn ungebrochen über die Sirenenklänge der Postmoderne geklagt werden. Unter den Aufklärern selbst herrschte wenig Lust, die Widersprüche im eigenen Lager zu entfalten. So endete der Kongreß mit dem Verhältnis Aufklärung und Massenkultur. Siehe da, angesichts der Massenkultur gabs soviel Arbeit, daß die Krise der Aufklärung von Glotz in den Verdacht „fatalistischen Gesäusels“ gebracht wurde. Er sah gar Versöhnung, „aufklärerische Massenkultur“ - „Kir royal“, Hauffs Film „Stammheim“ und Udo Lindenbergs „Asphaltcowboy“. Wieder einmal forderte Glotz den Kisch unserer Zeit und Gramscis „nationalpopuläre Literatur.“ Niemand erklärte Glotz, daß Massenkultur nicht identisch ist mit hohen Auflagen und Einschaltquoten, daß sozialdemokratische Medienpolitik nicht unbedingt schon die „Zukunft der Aufklärung“ ist. Der Parteiauftrag spülte dann doch abschließenden Unwillen hoch, auch in den eigenen Reihen: Tilman Fichter sah in diesen Gedankengängen, daß das „Urvertrauen zwischen Intellektuellen und Massen“ seit 1933 gestört sei. Im übrigen: die soziale Gruppe der Professoren habe sich mit dem Thema des Kongresses „übernommen.“ Und ein Frankfurter meinte ganz schüchtern: „Dem Kongreß fehlte der Biß“.