„Besetzte Gebiete unter Aufsicht der UN“

■ PLO–Vertreter Frangi kündigte auf einer Pressekonferenz in Bonn eine diplomatische Offensive der arabischen Staaten in der UNO an und begrüßte die Erklärung der Bundesregierung / „Intensivierung des legitimen bewaffneten Kampfes, aber keine verzweifelten Aktionen“

Von Oliver Tolmein

Auf einer Pressekonferenz in Bonn forderte der Vertreter der PLO bei der Liga der Arabischen Staaten, Frangi, daß „die besetzten Gebiete sofort unter Aufsicht der Vereinten Nationen gestellt werden müssen, um der Entrechtung und Ermordung unseres Volkes Einhalt zu gebieten“. Diese Forderung, so Frangi, wird auch von den Botschaftern der arabischen Staaten in die UNO eingebracht und von den Büros der PLO in anderen europäischen Ländern erhoben werden. Frangi zeigte sich erfreut über die gestrige Erklärung des Staatsministers im Auswärtigen Amt, Schäfer. Schäfer hatte erklärt, die Bundesregierung sei besorgt über die Entwicklung in den besetzten Gebieten. Er hatte festgestellt, Is rael sei auch als Besatzungsmacht zur Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet. Nach Auffassung Frangis könnte sich der gegenwärtige Volksaufstand in den besetzten Gebieten als „der Anfang einer großen Sache“ erweisen. Es zeige sich dabei, daß die augenblickliche militärische Überlegenheit Israels nicht ausreiche, den Selbstbestimmungswillen der Pa lästinenser zu unterdrücken. Als Konsequenz aus der aktuellen Entwicklung kündigte Frangi eine „Intensivierung des legitimen bewaffneten Kampfes“ an. Er stellte ausdrücklich fest, das stelle keinen Aufruf zu „verzweifelten terroristischen Aktivitäten“ dar. Es gehe aber darum, das „Leben unserer Jugendlichen in den besetzten Gebieten zu schützen“. Dazu gehöre auch, israelische Soldaten, die auf Kinder und Frauen schössen, zu „bestrafen“. Der Widerstand im Gaza–Streifen und auf der Westbank ist nach Frangis Worten nicht „von außen angezettelt“: „Er ist die Reaktion auf 20jährige Unterdrückung. Und ich sage dies als Warnung: Wenn keine Lösung des Palästina– Problems gefunden wird, dann werden die Reaktionen in den nächsten Jahren noch ganz andere Ausmaße annehmen.“ Mehrfach betonte Frangi die durch die „Vertreibung der Juden“ entstandene besondere Verantwortung der Deutschen für die politische Entwicklung im Nahen Osten. Deswegen sei das mindeste, was die Palästinenser verlangen könnten, daß die deutsche Öffentlichkeit die Vorgänge in den besetzten Gebieten „sachlich sehe“. Bundesregierung besorgt Bonn (ap) - Die Bundesregierung hat sich besorgt über die anhaltenden Unruhen im Westjordanland und im Gaza–Streifen geäußert und an Israel appelliert, sich seiner Verpflichtungen als Besatzungsmacht bewußt zu sein. Zugleich forderte Bonn Israel auf, auf dem Verhandlungswege mit den Arabern zu einer Einigung zu kommen. In einer am Dienstag vom Auswärtigen Amt in Bonn auf Anfrage verbreiteten Stellungnahme wird Israel vor allem an die Anfang Dezember dieses Jahres erneuerte Erklärung der zwölf EG–Staaten erinnert, in der die Gemeinschaft auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen in den besetzten Gebieten drängt. Das Auswärtige Amt hob in diesem Zusammenhang noch einmal hervor, daß die EG bereit sei, zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung dieser Regionen beizutragen.