Volkszählungs–Kater

■ Wie durch Kater Felix im Hessischen ein Volkszählungsskandal aufgedeckt wurde

Berlin (taz) - Ob Kater Felix mit seinen zwölf Jahren einer heimlichen Leidenschaft für Heimcomputer frönte, ist seinen Menschen–Eltern im hessischen Laubach bis heute ein Geheimnis geblieben. Fest steht jedoch, daß Kater Felix eines Tages eine Einladung zur „Computerfete“ der Firma Commodore bekommen hat und damit in Laubach einen Daten–skandal ans Licht brachte. Im Frühjahr nämlich hatten seine Menschen–Eltern, das Lehrerehepaar Korbach, die Volkszähler auf die Probe stellen wollen, indem sie auch Kater Felix, Geschlecht männlich, Alter zwölf Jahre, als Haushaltsmitglied aufführten. Familienmitglied ist der Kater seit langem, und von Tieren stand im Bogen leider nichts. Kurze Zeit später rief die Laubacher Erhebungsstelle an, verwundert über den zwölfjährigen Felix, der im Melderegister gar nicht verzeichnet war. Das Ehepaar klärte die Zählstelle auf, man habe sich nur einen Scherz erlaubt, und die Sache schien erledigt, bis Kater Felix - gerade im computerfähigen Alter - als Felix Korbach die Einladung zur Computerfete bekam. Welch mysteriösen Wege die Kater–Daten von der Volkszählungsstelle zur Computerfirma gegangen waren, läßt sich nur unvollständig klären. Bekommen hat die Firma die Daten jedenfalls von einer Stuttgarter Adressenfirma, und die muß sie - wie vielfach üblich - von Einwohnermeldeamt käuflich erworben haben. Wie Felix Name aus der gut abgeschotteten Volkszählungsstelle auf verbotenen Wegen ins Melderegister gelangte, kann man sich im hessischen Statistischen Landesamt „gar nicht erklären“, und in der Gemeinde Laubach hat man nun von Amts wegen Anzeige gegen den großen Unbekannten erstattet. Kater Felix hingegen - so das vorläufige tragische Ende der Geschichte - ist über diesen Vorfall jüngst verstorben. Ve.