Startbahn–West–BI sucht Haltung

■ Vollversammlung der Startbahn–BI versinkt in Lethargie / Pressefotograf ausgeschlossen / Gemeinsame Haltung konnte nicht definiert werden /Beginn der neuen Rodungen als „Tag X“ bezeichnet

Von Michael Blum

Mörfelden/Walldorf (taz) - „Das Aussageverweigerungsrecht wird im Saal erfolgreich angewendet“, resümierte am Freitag abend ein Sprecher der Startbahn–BI sichtlich konsterniert. Tatsächlich gaben sich die 150 StartbahngegnerInnen auf ihrer Vollversammlung im Mörfelder Bürgerhaus wortkarg. Allenthalben war die Wut über die eigene Ohnmacht zu spüren, ein übriges tat die Angst: „Jeder von uns hier im Saal kann schon bald der nächste Festgenommene sein.“ Der Name Andreas Eichler wird tunlichst vermieden. Als Retter der zunehmenden Lethargie in der Versammlung erschien mit einstündiger Verspätung der Frankfurter Pressefotograf Klaus Wenzel. „Der soll ausgeschlossen werden“, gellte es durch die Menge. Jener Fotograf nämlich hatte ein Foto vom 2. November im Spiegel veröffentlicht. Ungeachtet Wenzels Beteuerungen schritt die BI mittels Geschäftsordnungsantrag zu einer Abstimmung, die mit dem Ausschluß des Fotografen endete. Zudem habe er sein Honorar auf ein Spendenkonto für die Gefangenen zu entrichten und sich schriftlich und öffentlich zu seinem Verhalten zu erklären. „Keine Gnade für Verräter“, wenn auch später einzelne fragten, um welches Foto es eigentlich ginge. „Diese Abstimmung hat gezeigt, daß die Bewegung mehr als krank ist“, fiel es der BI–Sprecherin Helga Arnold kurz darauf ein. „Gemeinsame Aktionen als Schulterschluß sind eben nicht ausreichend. Sie sind der Trugschluß eines Konsens“, sagte eine Rüsselsheimer Startbahngegnerin. Dem wurde entgegengehalten, daß gerade Kleingruppen für den Widerstand wichtig waren. Nur müßte man sich über eine gemeinsame Politik einigen. „Ein politisch begründetes Aussageverweigerungsbegehren“ wäre ein erster richtiger Schritt, so ein Wiesbadener Startbahngegner. Überhaupt sei es nun an der Zeit, sich untereinander solidarischer zu verhalten. Nur auf dieser Grundlage seien weitere Aktionen wie die Forderung nach Freilassung der Gefangenen möglich, so ein Startbahngegner aus Frankfurt. Eine Einigung über die konträren Standpunkte - weitere Kleingruppenspontaneität auf der einen, zentralverordnete Verhaltensweisen auf der anderen Seite - konnte an diesem Abend nicht erreicht werden. Weniger umstritten waren die Aktionen zum weiteren Flughafenausbau: Wenn mit der Rodung von 41 Hektar Wald begonnen werde, sei der „Tag X“ gekommen. Dann soll mittels Telefon– Alarmkette mobilisiert werden.