Großfusion bringt weltweit Schließungen

■ Elektroriese ASEA–BBC will 100 Betriebe dicht machen und 200 zusammenlegen

Stockholm (ap/dpa/taz) - Mindestens hundert Fabriken werden im Zusammenhang mit der Fusion der schwedischen ASEA AB und der schweizerischen BBC–Brown Boveri und Co. geschlossen werden. Das teilte am Sonntag der designierte Chef des neuen Konzerns, AESA–Präsident Percy Barnevik, in einem von der schwedischen Nachrichtenagentur TT verbreiteten Interview mit. Barnevik sagte, zu den Schließungen kämen noch die Zusammenlegungen von jeweils 100 Fabriken hinzu. „Es wird Veränderungen in der Arbeitssituation für Beschäftigte überall in der Welt geben“ erklärte er. Barnevik, der bisher Chef der Asea–Zentrale in Vesteraas (Schweden) war, wird den neuen Konzern von Zürich aus leiten. Als wichtigen Vorteil der Fusion für ASEA bezeichnete er die Tatsache, daß das Unternehmen auch in der Europäischen Gemeinschaft und außerhalb Europas prä sent sei. Er sei zufrieden über die zügige Erledigung der Fusionsvorbereitungen. Dies gelte für die Konzerne selbst, die betroffenen Gewerkschaften und staatliche Stellen. Der Zusammenschluß der zwei Unternehmen werde bis zum 1. Januar abgeschlossen sein und sowohl ASEA als auch Brown Boveri stärken, zitierte die Agentur den derzeitigen Präsidenten von ASEA. Dies sei ein Schritt zur Kostensenkung und ermögliche es, mehr zu investieren. Die Fusion werde aber auch nicht ohne Schmerzen über die Bühne gehen. „Wir haben 700 Firmen und 2.500 Fabriken. Da ist es klar, daß davon etwa 100 Betriebsstätten geschlossen werden müssen“, sagte Barnevik in dem Interview. Die Arbeitssituation der Mitarbeiter des Konzerns werde sich weltweit ändern. Barnevik machte keine Angaben darüber, welche Fabriken von einer Schließung bedroht sind. Weltweit werden bei der Unternehmensgruppe etwa 180.000 Mitarbeiter beschäftigt sein, davon 65.000 in den Staaten der Europäischen Gemeinschaft. Auf Anfrage konnte der Pressesprecher der BBC–Hauptverwaltung in Mannheim der taz keine Namen von Betrieben in der Bundesrepublik nennen, für die die Stillegungsabsicht gilt. Selbstverständlich seien Produktivitätserhöhung und Kostenersparnis wesentliche Ziele der Fusion. Die Konzernleitungen von ASEA und BBC stimmten darin überein, daß das Gemeinschaftsunternehmen „schlanker“ werden müsse. Was das aber für den Regionalbereich Deutschland heiße, sei noch völlig offen. Die vom zukünftigen Konzernchef genannten Zahlen von Stillegungs– und Fusionskandidaten hielt der Mannheimer Pressesprecher für „über den Daumen gepeilt“. Konkrete und präzise Zahlen seien erst dann zu erwarten, wenn die Elefanten–Hochzeit tatsächlich vollzogen sei. Er bestätigte allerdings, daß es bereits Arbeitsgruppen zur Kosten– und Rentabilitätsüberprüfung für einzelne Bereiche gebe. In Deutschland werde selbstverständlich keine Maßnahme beschlossen, ohne daß die zuständigen Betriebsvertretungen hierbei eingeschaltet wären. Gemeinsam hatten ASEA–BBC im vergangenen Jahr einen Umsatz von 30 Milliarden Mark erwirtschaftet. geo