Zudringlich

■ Der Staatsgriff nach den Medien

Manche Veränderungen gehen ganz langsam vor sich, die einzelnen Schritte scheinen unerheblich, eine Verbindung von einem Schritt zum anderen herzustellen erscheint willkürlich: Eine neue Zudringlichkeit gegenüber den Medien und den JournalistInnen macht sich breit. Ganz willkürlich also, die letzten Schritte: die vollmundige Charakterisierung des Spiegel und Stern als „linke Kampfpresse“ in Sachen Barschel. Das große Maul gehörte hier dem Braschel–Vorsitzenden Stoltenberg - bis heute hat er dazu nichts mehr gesagt. Ein weiteres Schrittchen: Strauß mag den Journalisten Bresser nicht, weil der die ARD–Kollegen nicht mag, die Strauß so mögen; Bresser–Chef Stolte tauscht den Unbequemen gegen einen Bequemeren, der Strauß befragen darf. Reaktionen: dünn. Daß Kohl kurz darauf in die ARD–Nachrichten hineinfunkt und Staatsfunk bietet, wundert das noch? Einige Wochen davor strich das höchste deutsche Gericht mit einem Urteil den Informantenschutz für Film– und Fotojournalisten. Reaktionen: dürftig. Willkürlich wechseln wir wieder die Ebene - um bei der kleinen Regionalredaktion Ruhr der taz zu landen. Datum: Freitag nach Feierabend. Die Bundesanwaltschaft und das BKA spielen Gläserne Redaktion in Bochum: Informantenschutz, Redaktionsgeheimnis? Lächerlich. Irgendeine Gefahr ist schließlich immer im Verzug. Ergebnis: Die „Staatsschützer“, für die Demokratie und Pressefreiheit ohnehin immer nur der störende Gegenbegriff ihrer Staatsmacht ist, räumen locker ab. Und die bundesdeutschen Linken, die die Macht der Öffentlichkeit schon immer für lächerlich hielten, fühlen sich bestätigt. Reaktion also: keine. Andreas Rostek