I N T E R V I E W „Zuversichtliche Stimmung“

■ Der stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrates der Hanauer Firma Transnuklear, Haberkorn, zum Skandal um Schmiergelder und verschobenen Atommüll

taz: Was sagt der Betriebsrat zum Skandal um die Firma Transnuklear? Haberkorn: Der Betriebsrat ist zusammen mit der Geschäftsleitung bemüht, die Situation so zu klären, daß keine Arbeitsplätze in Gefahr gebracht werden. Und wie ist die Stimmung im Betrieb? Zuversichtlich. Woher nehmen Sie die Zuversicht? Wir glauben, daß die 140 Arbeitsplätze erhalten werden können. Wo sitzen ihrer Meinung nach die Schuldigen für den Skandal? Man kann hier niemanden als Schuldigen bezeichnen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen noch, und es wurde bisher niemandem eine Schuld nachgewiesen. Nachgewiesen wurde, daß die Firma Transnuklear Schmiergelder bezahlt, daß sie bestochen und betrogen hat. Die Frage ist doch, ob man solch einer Firma den Transport von hochgefährlichen Gütern weiter anvertrauen kann? Genau deshalb wird unsere Geschäftsführung am Dienstag in Bonn vorstellig und mit dem Umweltministerium Gespräche führen, um die Genehmigung wieder zu erhalten bzw. wieder in Kraft zu setzen. Glauben Sie, daß das klappt? Ja, mit Sicherheit. Warum sind Sie da so sicher? Die Kernenergie kann ja durch solche Beschlüsse nicht lahmgelegt werden. Die Entsorgung muß ja weitergehen. Und Ihre Firma besitzt dabei eine Monopolstellung. Wir haben nicht unbedingt eine Monopolstellung, aber wir sind als einzige Firma in der Lage, bestimmte Transporte vorzunehmen mit der Genehmigung und den vorhandenen Fahrzeugen. Das Atomgesetz schreibt eine besondere Zuverlässigkeit vor für Firmen, die so hochsensible Güter transportieren. Kann man Ihrer Firma, nach allem was passiert ist, diese besondere Zuverlässigkeit jemals wieder zusprechen? Wir werden bemüht sein, die Zuverlässigkeit, die jetzt in Frage steht, wiederherzustellen. Durch welche Maßnahmen? Eben durch ein Gespräch mit dem Ministerium. Da müßten aber die ganzen Vorwürfe ausgeräumt werden. Selbstverständlich. Aber die Vorwürfe sind ja nicht haltbar, weil sie nicht bewiesen sind. Was ist denn nicht bewiesen? Ein schuldhaftes Verhalten der einzelnen Mitarbeiter, die man noch zum Teil in Untersuchungshaft hat. Denen war noch kein Vergehen nachzuweisen. Daß Schmiergelder geflossen sind, daß illegal hochaktiver Müll nach Belgien gefahren wurde, falsch deklarierter zurück, daß da geschoben worden ist, das ist doch längst bewiesen. Das ist noch nicht definitiv bewiesen. Das ist eine Vermutung. Der belgische Staatsanwalt und die Direktion von Mol haben das doch bestätigt. Man muß erstmal untersuchen, wie weit hier eine Mitschuld bei den Belgiern zu suchen ist. Zuerst ist mal die Schuld der Firma Transnuklear zu suchen, denn die haben ja die Schmiergelder bezahlt. Selbstverständlich müssen wir untersuchen und klären, wie weit die Transnuklear verwickelt ist und schuldhaft gehandelt hat. Gibt es Kollegen, die nach diesen Vorfällen bei Transnuklear gekündigt haben? Ist die Loyalität zur Firma überhaupt noch aufrecht zu erhalten? Zu Kündigungen gibt es keine Veranlassung. Ihre Firma ist doch ungeheuer in Verruf geraten. Unsere Firma wird geschlossen darum bemüht sein, die Vorgänge aufzuklären und zu widerlegen. Interview: Manfred Kriener