Haftbefehl gegen Journalistin

Berlin (taz) - Opfer der Durchsuchungs– und Verhaftungswelle, mit der das BKA zur Zeit den Norden und Nordwesten der BRD heimsucht, ist am Sonntagabend in Köln auch die Journalistin und ehemalige „EMMA“–Redakteurin Ingrid Strobl geworden. Als die alleinlebende Ingrid Strobl am Sonntagabend ahnungslos aus dem Wochenende nach Hause zurückkehrte, wurde sie von ein Trupp bewaffneter BKAler überrascht, die mit einem Haftbefehl auf sie warteten. Die Herren hatten zuvor in ihrer Abwesenheit und von den NachbarInnen unbemerkt ihre Wohnung zwei Tage lang gründlichst durchsucht. Wie ihre Anwältin Edith Lunebach mitteilte, lautet der Haftbefehl auf §129a und steht im Zusammenhang mit einem Sprengstoffanschlag auf die Hauptverwaltung der Lufthansa in Köln am 28. Oktober 1986. „Revolutionäre Zellen“ hatten damals in einem Bekennerschreiben (siehe TAZ 29.10.86) den Anschlag mit der Rolle der Lufthansa bei der Abschiebung von Flüchtlingen und der Beteilgiung der Fluggesellschaft am Prostitutionstourismus in die Dritte Welt (“Bumsbomber nach Bankok und Manila“) begründet. Es ist der zweite Haftbefehl, der während der jüngsten BKA–Razzien verhängt wurde Ingrid Strobl wurde gestern den Tag über auf dem Polizeipräsidium in Köln festgehalten, konnte jedoch zu ihrer Anwältin Verbindung aufnehmen. Gegen Nachmittag wurde sie nach Karlsruhe verbracht und dort dem Haftrichter vorgeführt, dessen Entscheidung bis zum Redaktionsschluß der TAZ jedoch noch nicht vorlag. „Emma“–Herausgeberin Alice Schwarzer erklärte gegenüber der TAZ, daß ihre Redaktion „voll solidarisch“ hinter der ehemaligen, sehr geschätzten Kollegin stehe. uhe