Panik in Alexandria: „Viele Tote“

■ Mindestens acht Menschen bei Gasexplosion in Militärlager in Alexandria getötet / In der Stadt Gerüchte über „viele Tote“ / 2.050 mit Vergiftungen in Kliniken eingeliefert / Filme von Journalisten beschlagnahmt / Spekulationen über Chemiewaffen

Kairo/Alexandria (dpa/ap/taz) - Geheimniskrämerei und widersprüchliche Informationen machten es auch noch einen Tag nach der verheerenden Explosion in einem Armeelager in Alexandria unmöglich, Hergang, Ursache und Folgen des Unglücks genau zu überblicken. Nach Angaben der ägyptischen Nachrichtenagentur MENA fielen acht Menschen dem Unglück zum Opfer. Informierte Kreise in der Stadt sprachen hingegen von „vielen Toten“. Laut MENA wurden 2.050 Menschen mit „Rauchvergiftungen“ in Krankenhäuser eingeliefert, nachdem Rauchgranaten detoniert seien. Die Bewohner der angrenzenden Viertel sind noch am Montag evakuiert worden. Augenzeugen zufolge war eine dunkle Rauchwolke über weite Teile der Stadt gezogen. Offenbar löste die Explosion eine Panik aus, denn noch zehn Stunden nach dem Unglück appellierte der Gouverneur der Sieben–Millionen–Stadt, Ibrahim al Gausaki, über Rund funk an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren. Nach Polizei– Angaben wurde in allen Krankenhäusern Notfallalarm gegeben. Alle Schulen in der Umgebung des Unglücksortes wurden geschlossen. Das Militärrlager liegt mitten in einem Siedlungsgebiet. Nach Angaben eines Militärsprechers wurde die Explosion des Armee–Depots durch eine chemische Reaktion aufgrund schwerer und lang anhaltender Regenfälle ausgelöst. Radio Kairo zufolge wird das Gas zur Tarnung von Truppenbewegungen eingesetzt. Der Sender zitierte am Montag Al Gausaky mit den Worten, in dem Lager seien Kanister mit nicht giftigem Rauchgas aufbewahrt worden. Wie es dennoch zu den Vergiftungen kam, enthüllte er zunächst nicht. In Alexandria hieß es demgegenüber, in dem Lager seien Gas– Übungsgranaten aufbewahrt worden, die „normalerweise“ nicht giftig seien. In ersten Meldungen war auch von einer Gaswolke die Rede gewesen. In Kreisen politischer Beobachter wird spekuliert, ob sich in dem Lager nicht chemische oder ähnlich gefährliche Kampfstoffe befunden haben. Beamte des Staatssicherheitsdienstes beschlagnahmten am Montag die Filme einige ägyptischer und ausländischer Fotojournalisten. Das Fernsehen zeigte am Montag keine Bilder des Unglücks.