Höfer gibt den Schoppen ab

■ Der wegen seiner NS–Vergangenheit angegriffene Frühschoppen–Leiter Werner Höfer gibt auf Bitterer Brief an WDR / Glotz (SPD) nimmt Höfer in Schutz / Frühschoppen bald ohne Höfer?

Von Thierry Chervel

Berlin (taz) - Der WDR darf Werner Höfer nicht zum baldigen 75. Geburtstag gratulieren und gegebenenfalls auch keinen Nachruf auf ihn veröffentlichen. Das verbietet Höfer dem Sender in einem Schreiben an WDR–Intendanten Nowottny. Erledigt ist der Mann trotzdem. Die Spiegel–Veröffentlichung über seine NS–Vergangenheit hat ihn, 25 Jahre nach den ersten Vorwürfen, nun doch noch den Kopf gekostet. Er konnte, nachdem sich auch der WDR–Rundfunkrat am Montag von ihm losgesagt hatte, nur noch seinen Rücktritt erklären. Entschlossen habe er sich dazu, als er einsehen mußte, daß der WDR nicht mehr hinter ihm stehe. Gleichtzeitig wies Höfer darauf hin, daß ihm das Urheberrecht am Frühschoppen zustehe. In seinem Schreiben wirft Höfer Nowottny vor, daß er ihn seit Wochen ohne Erfolg um ein Ge spräch gebeten habe, nun habe eine Unterredung auch keinen Sinn mehr. Für eine Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit sieht er allerdings noch immer keinen Anlaß: „Es ist mir zur Stunde weder möglich, noch erscheint es mir vordringlich, Motivforschung und Spurensuche anzu stellen.“ Höfer bedankt sich aber beim Publikum für die Unterstützung seiner Person, die demoskopisch zu beweisen sei. Als bis Redaktionsschluß einziger Politiker hat Peter Glotz, der der Medienkommission im SPD– Vorstand vorsitzt, Höfer in Schutz genommen. Höfers Abgang sei zwar unausweichlich, aber man müsse auch sehen, daß Höfer seine NS–Arbeiten bedauert habe und daß er auch gesagt habe, sie seien „aus heutiger Sicht“ zu verurteilen. Höfers Demontage sei ein Werk der Konservativen, die den linksliberalen und verdienten Journalisten nicht länger habe ertragen können. Der WDR stellt klar, daß der Frühschoppen auch ohne Höfer weitergehen soll und bestritt Höfers Anspruch auf Urheberrecht an der Sendung. „Wir gehen davon aus, daß Herr Höfer kein Recht am Frühschoppen hat. Ganz im Gegenteil, der WDR hat Titelschutz für die Sendung erhalten.“ Ob die Sendung am nächsten Sonntag stattfinden wird, war allerdings noch nicht klar. Als Nachfolger Werner Höfers sind Günter Gaus und Klaus Bölling im Gespräch. Nowottny, dem ebenfalls Ambitionen nachgesagt wurden, konnte nach der Affäre wohl nur noch abwinken.