IRA bekennt sich zu Mord

■ John McMichael, ein Chef der protestantischen „Ulster Defense Association“, fiel am Dienstag einer Autobombe zum Opfer

Berlin/Dublin (taz) - John McMichael, der Stellvertretende Führer der „Ulster Defence Association“ (UDA), wichtigste paramilitärische Organisation der Protestanten in Nordirland, fiel am Dienstag abend einem Sprengstoffanschlag zum Opfer. Wie ein UDA–Sprecher mitteilte, detonierte eine Bombe im Wagen McMichaels. Die IRA, die sich zu dem Anschlag bekannte, bezeichnete die Ermordung McMichaels als „Präventivschlag“, da die angeblich ebenfalls von ihm geleiteten Paramilitärs der „Ulster Freedom Fighters“ (UFF) zu Weihnachten in Dublin eine Bombenkampagne geplant hätten. Nun sind Vergeltungsschläge von UFF und UDA zu erwarten. McMichael war eine der schillerndsten und widersprüchlichsten Figuren des militanten protestantischen Lagers. Einerseits war er unter den loyalistischen Paramilitärs wohl der einzige Theoretiker und Vordenker. Sein Ziel lag zwar in der Schaffung eines unabhängigen, protestantischen Staates „Ulster“, dennoch machte er Anfang des Jahres mit dem Diskussionspapier „Common Sense“ einen pragmatischen Vorschlag für eine begrenzte Machtbeteiligung der Katholiken an einer zu schaffenden nordirischen Regierung, mit der das anglo–irische Abkommen - und damit eine Beteiligung Dublins an den nordirischen Regierungsgeschäften - verhindert werden sollte. Andererseits war McMichael ein harter paramilitärischer Aktivist und galt als Kommandant der illegalen und sektiererischen UFF. Daß seine Ermordung nun auch innerhalb der legalen UDA die Fraktion der „Hardliner“ stärken dürfte, wurde dabei von der IRA offensichtlich in Kauf genommen. ropa/raso