Sturm im Schoppenglas: Nachkarten im Fall Höfer

Berlin (taz) - So schnell, wie der WDR den Internationalen Frühschoppen mit der Sendung Presseclub ablöste, läßt sich die Affäre Höfer offensichtlich nicht beenden. Eine große Koalition von Politikern kartet nach. Die Tonart hat Höfer selbst angestimmt. Nachdem er den WDR angeklagt hat, ihn schutzlos den Angriffen des Spiegel preisgegeben zu haben, hat jetzt die FDP–Fraktion in Nordrhein–Westfalen angekündigt, daß die Vorgänge um den Rücktritt Werner Höfers im Düsseldorfer Landtag ein parlamentarisches Nachspiel haben werden. Die FDP will das Verhalten der Staatskanzlei in der entscheidenden WDR–Rundfunkratssitzung zum Gegenstand einer parlamentarischen Debatte machen. Achim Rohde, FDP–Fraktionsvorsitzender, schrieb an Ministerpräsident Rau: „Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Vertreter der Staatsaufsicht gleichgültig zugeschaut hat, als eine Persönlichkeit wie Werner Höfer... so schäbig behandelt worden ist.“ In einem weiteren Schreiben warf Rohde dem WDR–Intendanten Nowottny vor, Höfer sei „zum Preisschießen freigegeben“ worden, und der WDR–Rundfunkrat haben sich „wie eine Spruchkammer“ aufgespielt. Es sei nicht berücksichtigt worden, daß die Vergangenheit durch die Leistung Höfers bewältigt wurde. Seit dem 40. Jahrestag des Kriegsendes versucht die CDU vergebens, Schlußstriche unter die Vergangenheit zu ziehen. Für den Berliner CDU–Politiker Lummer jedenfalls ist der Fall Höfer ein Anlaß, „zumindest einen menschlichen Schlußstrich unter die Nazizeit“ zu ziehen. „Verspäteten Sittenwächtern“ müsse man vorhalten, daß es nach 42 Jahren kein Kunststück sei, gegen Hitler zu sein. kh