Tausche Christkind gegen Ostereier

■ Ein „Kommando Herodes“ hat in Bamberg das Christkind entführt / Keine sachdienlichen Hinweise aus der Bevölkerung / Gegen 3.000 Ostereiern soll das Kidnapping–Opfer in die Krippe zurückgegeben werden

Von Bernd Siegler

Bamberg (taz) - Ausgerechnet in der oberfränkischen Bischofsstadt Bamberg wurde das Christkind entführt. Für einige Bürger und eine Polizeistreife gab es am 2. Weihnachtsfeiertag ein böses Erwachen, als sie feststellten, daß die lebensgroße Jesuskind–Figur aus Lindenholz aus einer in der Innenstadt aufgestellten Krippe fehlte. Maria und Josef standen allein ohne Nachwuchs im Stall. Des Rätsels Lösung in Gestalt eines Bekennerbriefs flatterte drei Tage später dem Bamberger Lokalblatt Fränkischer Tag in den Briefkasten. Zusammen mit einem Foto des Entführungsopfers, dem die Augen verbunden waren, meldete sich ein bis dahin unbekanntes „Kommando Herodes“ mit einer Lösegeldforderung. Demnach sollen 3.000 buntbemalte Ostereier am 6. Januar in einer Tiefgarage in der Bamberger City bereitliegen. Ansonsten, so die Drohung des Kommandos, werde man „den Retter der Welt liquidieren und das Abendland dem Chaos überlassen“. Um dieses Unheil abzuwenden und auf die Spur der Täter zu kommen, will die Polizei am Stichtag die drei in Frage kommenden Garagen observieren. Unklar ist noch, wer das Lösegeld für das Christkind, dessen weltlicher Wert auf etwa 2.000 DM, der ideelle Wert jedoch weit höher geschätzt wird, bereitstellen soll. Der zuständige Leiter des Gartenbauamtes will zunächst abwarten, was weiter passiert. Nichts anderes wird auch der Bamberger Polizei übrigbleiben, denn sie tappt nach wie vor völlig im Dunkeln. In den gewöhnlich gut informierten Polizei– und Staatsschutzkarteien finden sich keine Anhaltspunkte, die auf die Identität des „Kommando Herodes“, das den Bekennerbrief als „Bewegung 24. Dezember“ unterzeichnet hat, Rückschlüsse erlauben. Aus dem Präsidium wird noch keine heiße Spur vermeldet, zumal sich die Bevölkerung mit sachdienlichen Hinweisen zurückhält.