Israels Panzer rollen durch Ost–Jerusalem

■ Hohe Präsenz des israelischen Militärs in den besetzten Gebieten anläßlich des 23.Jahrestags der Gründung der Palästinenserorganisation Al Fatah / Soldaten riegeln Flüchtlingslager ab und sperren Straßen / Harsche Präventivmaßnahmen nach den anhaltenden Unruhen

Jerusalem (afp/ap) - Mit einer massiven Militärpräsenz in den besetzten Gebieten hat Israels Regierung versucht, neuen palästinensischen Protestaktionen am Neujahrstag vorzubeugen. Anläßlich des 23. Jahrestages der Gründung der Palästinenserorganisation Al Fatah war nach den Demonstrationen der letzten Wochen über erneute Proteste der palästinensischen Bevölkerung spekuliert worden. Bis Redaktionsschluß war es nicht zu größeren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und israelischen Soldaten in der Westbank oder dem Gaza–Streifen gekommen. Im gesamten Besatzungsgebiet patrouillierte am Freitag das Militär. Die Soldaten riegelten Flüchtlingslager ab und blockierten Straßen. Erstmals seit 1967 fuhren israelische Panzerwagen durch die Hauptstraße des arabischen Ost–Jerusalem. Ein Generalstreik, der anläßlich des Fatah– Gründungstages auf der Westbank ausgerufen worden war, wurde am Donnerstag weitgehend befolgt. Am Freitag blieben allein wegen des islamischen Fei ertags die Geschäfte geschlossen. Israelischen Presseberichten zufolge wurden am Donnerstag abend „mehrere Dutzend“ Palästinenser im Gaza–Streifen von Sicherheitskräften für vier Tage in Vorbeugehaft genommen. Damit sollten sie an der Organisation und Teilnahme neuer Demonstrationen gehindert werden. Nach einwöchiger Pause war es am Mittwoch und Donnerstag erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Soldaten gekommen, nachdem bekannt geworden war, daß ein 17jähriger Palästinenser im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen war, die er mehrere Tage zuvor bei Zusammenstößen erhalten hatte. Vor einer israelischen Kaserne in Nablus, in der zur Zeit Prozesse gegen im Zuge der Proteste festgenommene Palästinenser stattfinden, gingen Soldaten mit Schlagstöcken und Gewehrkolben gegen eine Gruppe von rund 100 Angehörigen der Angeklagten vor. Die Auseinandersetzungen hatten sich daran entzündet, daß ein Jeep mit vier jugendlichen Angeklagten vorgefahren und begleitende Militärs mit Steinen beworfen worden waren, worauf die Soldaten die Menge gewaltsam zerstreuten. Siehe auch Seite 6