Die Kämpfe in Afghanistan weiten sich aus

■ Nach wie vor widersprüchliche Meldungen über die Lage in Khost / Die Rebellen versuchen, durch Entlastungsangriffe in anderen Regionen den Druck auf ihre Stellungen zu vermindern / Radio Kabul wirft „deutschem Geheimagenten“ aktive Teilnahme an Kämpfen vor

Islamabad/Washington (afp/ dpa) - Während in Afghanistan die seit Mitte Dezember andauernde erbitterte Schlacht um die belagerte Garnisonsstadt Khost auch am Wochenende andauerte, haben die afghanischen Rebellen ihre Angriffe auf weitere Regionen des Landes ausgedehnt, um eine Konzentration der sowjetisch–afghanischen Truppen in der Provinz Paktia zu verhindern. Überfälle wurden unter anderem aus den Provinzen Ningarhar, Herat, Kandahar, Ghazni und Parwan gemeldet. Gleichzeitig versuchten die Mudschaheddin, einen sowjetisch–afghanischen Konvoi auf seinem Weg nach Khost aufzuhalten, der als Ver stärkung aus der Garnison Jalalabad entsandt wurde. Nach wie vor veröffentlichen beide Seiten widersprüchliche Angaben über die Kämpfe um die einzige, seit acht Jahren belagerte Zufahrtstraße nach Khost. Radio Kabul und TASS meldeten, in den vergangenen vier Tagen seien 726 Armeelaster in Khost eingetroffen und hätten ihre Einwohner mit 5.000 Tonnen Nahrungsmitteln und Gebrauchsgütern versorgt. Bei den Kämpfen sei auch der Anführer der Rebellen, Jallaludin Haqqani, verletzt worden. Dagegen hieß es aus Rebellenkreisen in Islamabad, die sowjetisch–afghanischen Truppen seien nach wie vor am Miranjan–Paß, rund 60 Ki lometer vor Khost, blockiert; lediglich ein Nachschubkonvoi habe Khost erreicht. TASS hat die Vorwürfe gegen den deutschen Staatsbürger Osman Demir bekräftigt, der in Afghanistan im Auftrag „westdeutscher Geheimdienste“ Rebellen angeworben und geschult haben soll. Demir habe „Informationen gegeben, die die Spionagetätigkeit der Bundesrepublik gegen die Republik Afghanistan offenbaren“, hieß es in einer TASS–Mel dung aus Kabul in der Nacht zum Sonntag. Demir, der türkischer Abstammung sei und elf Jahre in der Bundesrepublik gelebt habe, sei „1982 von den westdeutschen Geheimdiensten“ angeworben worden. Er habe „den militärischen Rang eines Leutnants“. Nach einem Bericht der „Washington Post“ vom Sonntag hat US–Präsident Reagan den afghanischen Mudschaheddin weitere Unterstützung im Kampf gegen die sowjetischen Truppen und die afghanische Regierungsarmee zugesagt. Die USA würden ihre Unterstützung der Rebellen beibehalten oder sogar verstärken, solange noch sowjetische Soldaten in Afganistan kämpften, erklärte Reagan in einer Botschaft an führende Vertreter des Widerstands. Noch in dieser Woche werden der Staatssekretär im US–Außenministerium Michael Armacost und der Leiter der Nahost–Abteilung im Nationalen Sicherheitsrat Robert Oakley nach Pakistan reisen.