Dubcek–Ära nicht mit Perestroika vergleichen

■ Vor 20 Jahren kam und ging Dubcek

Berlin (taz) -Rude Pravo, die Parteizeitung der Kommunisten der CSSR, mußte ihn am Montag doch nennen: den Mann, der nach der Tagung des Zentralkomitees der KPC vom 3.–5. Januar 1968 das Heft in die Hand nahm und in die Führung einer Bewegung hineinwuchs, die später unter dem Stichwort „Prager Frühling“ Furore machte. Indem die neue Führung damals Demokratie und Sozialismus verbinden, eine Wirtschaftsreform durch die Mitbestimmung der Arbeiter erreichen und den Funktionärsapparat abspecken wollte (genau vor 20 Jahren kündigte Dubcek die Verringerung des Apparats von 78.000 auf 16.000 Funktionären an), hat sie natürlich auch „Widerstände“ hervorgelockt, die zum „Ruf“ nach dem Einmarsch der Sowjetunion am 21. August 1968 führten. Als „grobe, eklatante und durchsichtige Lüge“ bezeichnete Rude Pravo jetzt jeden Vergleich der Entwicklung in der CSSR im ersten Halbjahr 1968 mit der Perestroika in der Sowjetunion. Die Politik der Umgestaltung, die nun in der UdSSR und in anderen sozialistischen Staaten erfolge, sei eine Entwicklung der sozialistischen Demokratie. Hingegen hätten die „Führer der tschechoslowakischen Rechten“ seinerzeit „eine Demontage des Sozialismus“ angestrebt. Daß die heutige KP–Führung noch immer diese Sprache benutzt, heißt nicht, daß sie nicht bald gezwungen wäre, noch dazuzulernen. Der Nachfolger Dubceks, Gustav Husak, wurde gerade von einem anderen Altfunktionär abgelöst: Milos Jakes, der die „Lehren aus den Jahren 1968/69“ gezogen haben will, ist allerdings noch nicht die Persönlichkeit dafür. er