Duarte präsentiert Täter

■ El Salvadors Präsident beschuldigt die Guerilla des Mordes an Herbert Anaya / Schwere Zweifel an angeblichem Verschwörer

San Salvador (afp/taz) - Der Präsident El Salvadors, Napoleon Duarte, hat die Guerilla des Mordes an Herbert Anaya, dem Präsidenten der unabhängigen Menschenrechtskommission des Landes, beschuldigt. Duarte bekräftigte Dienstag in einer Pressekonferenz, Anaya sei am 26. Oktober 1987 von Angehörigen des „Revolutionären Volksheeres“ (ERP) getötet worden. Die ERP ist eine der fünf in der Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) zusammengeschlossenen Organisationen. Duarte erklärte, die Polizei habe einen der am Verbrechen beteiligten Männer gefangengenommen, und zwar den 19–jährigen Jorge Alberto Miranda Arevalo. Dieser soll gestanden haben, den Mörder Anayas versteckt zu haben. Als Motiv für die Tat, die von der Opposition den rechtsextremen Todesschwadronen angelastet wird, gab Duarte an, die FMLN–Führung habe Anaya exekutiert, weil sie in ihm einen Spion der Regierung gesehen habe. Die Menschenrechtskommission des Landes wies die Version Duartes zurück. Der Präsident sei bestrebt, das Verbrechen aufzuklären, heißt es in einer Erklärung der Kommission, um vor der internationalen Überprüfungskommission des mittelamerikanischen Friedensplanes, die diese Woche in San Salvador erwartet wurde, „ein gutes Bild abzugeben“. Es fällt auf, daß seit der Verhaftung Mirandas am 23. Dezember und der Pressekonferenz Duartes jene zwei Wochen vergangen sind, die die Sicherheitskräfte unter der Notstandsgesetzgebung zum „Verhör“ von Gefangenen nutzen dürfen. Erst dann müssen sie diese der Justiz überantworten. Der ermordete Herbert Anaya hatte einen mehrmonatigen Gefängnisaufenthalt genutzt, um die politischen Gefangenen für eine Studie über die Praktiken der Sicherheitskräfte zu interviewen. Praktisch alle Befragten haben erklärt, sie seien von der National– oder Finanzpolizei gefoltert worden. Die meisten mußten mit verbundenen Augen ein „Geständnis“ unterschreiben. Die Vermutung liegt nahe, daß diese Methoden auch im Falle Jorge Miranda zur Anwendung kamen. rld