Demo gegen Frankens Dreckschleuder

■ Seit Mitte Oktober arbeitet das Braunkohlekraftwerk Arzberg ohne Rauchgasreinigungsanlage mit „reduzierter Fahrweise“ / Demonstranten in Bayreuth forderten Umstellung auf Gasbetrieb

Von Bernd Siegler

Nürnberg (taz) - Nach wie vor arbeitet das Braunkohlekraftwerk Arzberg in Oberfranken, obwohl die Rauchgasreinigungsanlage seit fast drei Monaten außer Betrieb ist. Zur Zeit wird das Kraftwerk jedoch mit „reduzierter Fahrweise“ betrieben. So wurde der 107–Megawatt–Block seit 24.12. stillgelegt, der 130–MW– Block nur wenige Tage betrieben. Mit einer Demonstration durch Bayreuths Innenstadt zum Sitz der Kraftwerksbetreiberin, der Energieversorgung Oberfranken AG, hatten am Samstag verschiedene Umweltschutzorganisationen und die Grünen auf die Dreckschleuder aufmerksam machen wollen. Die ca. 200 Teilnehmer forderten die Umstellung der beiden 107– und 130–Megawatt–Blöcke auf Gasbetrieb. Ein entsprechender 200–Megawattblock ist vorhanden. Nach Angaben der Herstellerfirma Uhde wird die gesamte Rauchgasreinigungsanlage spätestens Mitte Februar wieder in Betrieb gehen können. Die erst am 29.Juli letzten Jahres angelaufene 130 Millionen Mark teure Anlage war vor drei Monaten ausgefallen. Sie wurde damals als „Europas erste simultane Rauchgasreinigungsanlage“ gefeiert und sollte den Ausstoß von Schwefeldioxid um 95 Prozent und von Stickoxiden um 70 Prozent reduzieren. Bis Weihnachten lief das Kraftwerk dann auf vollen Touren ohne Reinigungsanlage und blies 1.500mg Schwefeldioxid und 400mg Stickoxid pro Kubikmeter Abluft in die Luft. Nach der Großfeuerungsanlagenverordnung, die für Arzberg erst zum 1.7.88 in Kraft tritt, sind nur noch 400mg Schwefeldioxid bzw. 200mg Stickoxid zulässig. Ab dieser Woche wird das Kraftwerk wieder auf vollen Touren laufen, um die Funktionsfähigkeit der Rauchgasreinigungsanlage zu überprüfen. Die Reparatur für den 107–Megawatt–Block wurde am 5.Januar abgeschlossen.