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Heiraten verboten

■ Türkei: Braut eines Polizisten „bedenklich“?

Istanbul (taz) - Die Heirat des Istanbuler Polizeibeamten Mehmet Eriten ist in Gefahr. Seine Verlobte und Ehefrau in spe Sevim Kütahyal sei Sympathisantin der Linken und nix für eine Polizistenfrau, befanden die Vorgesetzten des Polizisten. Brav - wie es sich nach dem Personalrecht gehört - hatte der Polizist Eriten bei seiner Behörde um Genehmigung für die Heirat angefragt. Das Antwortschreiben des Personalchefs ließ nicht lange auf sich warten: Die Heirat wurde nicht genehmigt. So zog der Polizist Eriten vor das Verwaltungsgericht, wo böse Überraschungen auf ihn warteten. Der Gouverneur von Istanbul, Nevzat Ayaz, - oberster Dienstherr der Polizei - klärte die Richter in einem Schreiben auf. Die Sicherheitsüberprüfung der Ehegattin in spe hatte Erschreckendes ans Tageslicht gebracht: „Die Familie der Verlobten des Polizeibeamten ist in der Nachbarschaft als Sympathisant linker Ideologien bekannt. Frau Kütahyali war mit einem anderen Mann verlobt, von dem sie sich später trennte. Ihre Brüder wurden rechtlich belangt, weil sie linksgerichtete Parolen an die Wände sprühten. Frau Kütahyal ist als Polizistenfrau bedenklich.“ Der ungeduldige Polizist Eriten wartet nun auf das Urteil des Verwaltungsgerichts, um die Frau seines Herzens dennoch zu heiraten. Ömer Erzeren

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