Öliges Wasser, ölige Fische

■ Am ölverseuchten Ohio River sind die Probleme für das Trinkwasser bald vorbei, doch die Umweltschäden sind unabsehbar / Der Ölteppich ist schon 120 Meilen lang / Schadensersatz gefordert

Aus Washington Stefan Schaaf

Während die 60.000 Einwohner der Stadt Wheeling im US–Bundesstaat West Virginia am Montag wieder frisches Trinkwasser genießen konnten, sind die Sorgen der Umweltschützer über die zehn Tage alte Ölpest im Ohio–Fluß noch lange nicht vorbei. Die Auswirkungen von mehr als drei Millionen Litern Dieselöl aus einem geplatzten Tank, die den Fluß hinuntertreiben, werden noch in Monaten zu spüren sein, befürchten sie. Begonnen hatte das Unglück am 2. Januar, als ein riesiger, zehn Millionen–Liter–Tank der Ashland Oil Company in Floreffe bei Pittsburgh zum erstenmal nach dem Transport aus dem 400 Kilo meter entfernten Cleveland mit Dieseltreibstoff gefüllt worden war. Der Tank riß an der Seite auf, und sein gesamter Inhalt ergoß sich in das umgebende Auffangbecken. Das Öl schoß mit solcher Gewalt aus dem riesigen Behälter, daß mehrere Millionen Liter über den Deich des Auffangbeckens hinwegflossen und über Entwässerungsgräben den eine halbe Meile entfernten Monongahela– Fluß erreichten. Der größte Teil des Diesels konnte zwar in dem Auffangbecken zurückgehalten werden, doch ist zu befürchten, daß es von dort ins Grundwasser gelangt. Inzwischen hat sich der Ölfleck auf 120 Meilen Länge ausgedehnt und treibt jeden Tag zwölf Meilen weiter den Ohio hinab. Für jede der Städte entlang des Flusses bedeutet die Ankunft des verseuchten Wassers das gleiche: mehrere Tage wird es kein Trinkwasser aus den Leitungen geben, Notfallpläne treten in Kraft und die Aufbereitungsanlagen der Wasserwerke werden auf die Probe gestellt. Die 2.200 Einwohner von Sistersville in West Virginia, haben wenig Hoffnung, daß ihre Kläranlage aus dem vorigen Jahrhundert mit dem ölverseuchten Wasser fertig werden kann. Die Reinigungsmannschaften, kämpfen gegen die Uhr. „Je länger das Öl im Wasser bleibt, um so mehr wird es sich im Wasser lösen und umso schwieriger wird es zu entfernen sein“, befürchtet ein Sprecher der US–Küstenwache. Die Ashland Oil Co. mußte zugeben, daß der Öltank zusammengebaut und gefüllt wurde, ohne daß zuvor alle erforderlichen Genehmigungen eingeholt worden wären. Der vierzig Jahre alte Behälter war lediglich einmal zu einem Zehntel mit Wasser gefüllt worden, bevor das Dieselöl in ihn geleitet wurde. Der Schaden kann die Ashland Oil Company teuer zustehen kommen. Das Öl–Wasser–Gemisch, das aus dem Fluß gepumpt wird, muß in Tanks zwischengelagert und aufbereitet werden. Die ersten Schadensersatzklagen von Gemeinden entlang des Flusses sind bereits eingereicht worden. „Auf lange Sicht kann Dieselöl Krebs, Schädigungen des Immunsystems und Genmutationen hervorrufen“, heißt es in einer Erklärung der US–Bundesumweltbehörde EPA. „Im schlimmsten Fall werden die Auswirkungen den ganzen Mississippi hinab bis in den Golf von Mexiko feststellbar sein“, befürchtet Don Hammer vom Clean Water Action Project in Washington. „Es hängt davon ab, ob das Dieselöl auf der Wasseroberfläche treibt oder sich im Sediment des Flußbettes absetzt. Dort würde es von Fischen aufgenommen. Bereits jetzt sind tote Fische und ölverschmierte Enten und Gänse gefunden worden, die Flußufer sehen ziemlich übel aus.“