Pariser „AD“–Prozeß in der Routine

■ Die Hauptangeklagten verweigern jede Auskunft / Das Gericht verhört ehemalige Freunde und Bekannte der Gruppe, denen Unterstützung vorgeworfen wird / Erklärung gegen Isolationsfolter

Paris(taz) - Nach spektakulärem Beginn hat der Prozeß gegen 19 mutmaßliche Mitglieder der französischen Untergrundorganisation „Action Directe“ vor der 14. Pariser Strafkammer offenbar seine Routine gefunden. Während die Hauptangeklagten jede Antwort auf Fragen des Gerichts verweigerten und die Kommunikation untereinander pflegten, wurden am Mittwoch jene Personen vernommen, denen eine bewußte oder unbewußte materielle Unterstützung der Aktionen von „Action Directe“ vorgeworfen wird. Es sind ehemalige Freunde und Bekannte der „AD“–Mitglieder, die diese während ihrer Zeit im Untergrund beherbergten. Unter anderem sagte auch Paula Jacques, die Ex–Freundin des Angeklagten Claude Halfen, über ihre Rolle aus. In sichtlicher Erregeung wagte Halfen darauf erstmals das Schweigen der Gruppe gegenüber dem Gericht zu brechen, bat dafür auch um Entschuldigung bei den Kollegen und bestätigte dem Gericht, daß Paula Jacques die Wahrheit gesagt hätte. Der bereits zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilte Regis Schleicher verlas eine Erklärung der „kommunistischen Organisation Action Directe“ zum Hungerstreik von vier der Angeklagten, der nun bereits 45 Tage währt. Darin verurteilt „AD“ die „Folter der totalen Isolierung, die immer systematischer angewandt wird (...) und die kollektive politische Identität und die individuelle Integrität des politischen Gefangenen zerstört“. Die Inhaftierten forderten die Anerkennung als politische Gefangene und die Abschaffung der Isolationshaft. Georg Blume