Atomkontrolleure ahnungslos

■ Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), zuständig für die Überwachung des Atomsperrvertrages, ist von Bonn noch nicht eingeschaltet

„Aufgrund der Inspektionstätigkeit der IAEA-Safeguards bei NUKEM in Hanau gibt es keinen Anlaß zu der Annahme, daß eine Abzweigung von spaltbarem Material, das den Safeguards unterstellt ist, stattgefunden hat.“

Dieser Satz, bereits per Fernsehen verbreitet, war die einzige offizielle Stellungnahme, die Pressesprecher Meyer von der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) am Freitag in Wien abgab. Die 1975 gegründete UNO-Spezialorganisation überwacht auch die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrages.

Auch Belgien und die Bundesrepublik sind Parteien dieses Vertrages, das heißt, sie haben sich „vor der Weltöffentlichkeit“ (Meyer) verpflichtet, die Atomenergie nur zivil zu nutzen und auch nur zu zivilen Zwecken Nukleartechnik zu exportieren. Die Unterzeichnerstaaten unterstellen sich ferner freiwillig dem Kontroll-System der IAEA. Die Überwachung durch die IAEA geschieht durch sogenannte Safeguards.

Während sich die IAEA für die Speditionstätigkeit der Firma Transnuklear nicht zuständig hält, wurde der Nuklearbetrieb der Mutterfirma NUKEM kontinuierlich überwacht, und zwar sowohl von IAEA-Safeguards als auch parallel dazu von Inspektoren der europäischen Atombehörde Euratom, welche ein eigenes zusätzliches Safeguard- System unterhält.

Beide, so wurde in Wien vorgerechnet, hätten mehr als 300 Manntage pro Jahr in den NUKEM- Anlagen inspiziert. Bei ihren Kontrollen stützen sich die Safeguards allerdings oft auf von den jeweiligen Regierungen vorgelegte Berichte, die wiederum auf den Berichten der Firmen basieren. Den Safeguard-Teams dürfen übrigens keine Angehörigen des jeweils kontrollierten Landes angehören, bei Inspektionen in einem EG-Land nicht einmal Experten aus anderen EG-Staaten, da die EG auch als solche Mitglied der IAEA ist.

In der Botschaft Pakistans in Wien will man vom Atom-Deal zwischen Hanau und Pakistan nur über die Medien erfahren haben. „Ich habe das heute im Radio gehört; das ist doch nur Propaganda gegen unser Land,“ erklärte Botschaftsfunktionär Aslam gegenüber der taz, der sein Land als ständiger Vertreter in der IAEA vertritt und ansonsten auch „nicht weiß, was ich dazu sagen soll“.

Pakistan gehört zwar der IAEA an, hat den Atomwaffensperrvertrag jedoch nicht unterzeichnet. Es gilt als eines jener atomaren Schwellenländer in der Dritten Welt, die sich besonders rabiat um Atomtech auf dem internationalen Graumarkt bemühen. Die IAEA, so bestätigte ihr Pressechef Meyer, ist „bisher immer noch nicht offiziell von der Bundesrepublik angesprochen“ worden. th.scheuer