Hoffnung mit Hoffmann: „Neuanfang“ der CDU

■ Schleswig–Holsteins CDU–Landesausschuß benannte Justizminister Hoffmann als Spitzenkandidat / Stoltenbergs Favorit fiel durch

Kiel (dpa/taz) - Der 52jährige Justizminister Heiko Hoffmann wird neuer Spitzenkandidat der schleswig–holsteinischen CDU für die Landtagswahlen am 8.Mai. In einer Kampfabstimmung schlug er auf der Sitzung des CDU–Landesausschusses am Wochenende seinen Konkurrenten, den amtierenden Ministerpräsidenten Henning Schwarz, mit 107 gegen 16 Stimmen. Der Landesparteitag der CDU Anfang März wird diese Entscheidung bestätigen. Die Wahl Hoffmanns bedeutet ein klares Angebot an die FDP, ihre Koalitionsaussage für die CDU zu erneuern und zugleich einen harten Nasenstüber für den Parteivorsitzenden Gerhard Stoltenberg, der Schwarz favorisiert hatte. Hoffmanns Nominierung ist auch der Versuch der Landes– CDU, nach der Barschel–Affaire den geradezu ununterbrochen beschworenen „Neuanfang“ personell darzustellen. Mit den ersten Reaktionen kann die Partei durchaus zufrieden sein. Der FDP–Vorsitzende Zumpfort sah - wir ahnen es - einen „Neuanfang“ und sicherte zu, sich in seiner Partei für ein erneutes Zusammengehen mit der CDU einzusetzen. Gegenkandidat Björn Engholm (SPD) wittert „ein verbessertes Klima“ und „einen fairen Wahlkampf“. Zu seinen Chancen befragt, zitierte er den weisen Sepp Herberger: „Der nächste Gegner ist immer der schwerste“. Hoffmann selbst verspricht, die CDU sei nicht nur zu einem „Neuanfang“ bereit, sondern werde ihn sogar verwirklichen. Die Bürger sollten wieder vertrauen lernen und offene Augen für die „insgesamt positive Leistungsbilanz“ der CDU kriegen. Seine Wahl hat Hoffmann wohl hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, daß er die Barschel–Af faire unbelastet–distanziert überstand. Sein politischer Werdegang weist ihn eher als CDU– Rechten von echtem Schrot und Korn aus. Seit 1973 Landtagsabgeordneter in Schleswig–Holstein, nimmt er gern die „geistige Infiltration“ aus dem Osten als „größte Gefahr“ unter die Lupe. Bei Teilen der SPD, dessen war er sich 1975 gewiß, habe der Kom munismus schon gesiegt. Auch als Justizminister ließ er sich keine Schlappheit nachsagen: Als 1986 der Straffälligenhilfe– Verein Norderhelp ein geplantes Internat für verurteilte und gefährdete Jugendliche aufgeben und Personal entlassen mußte, weil die Hinhaltetaktik eines CDU–Dorfbürgermeisters den Verein finanziell zu ruinieren drohte, blieb Hoffmann ungerührt: Für diese Art Einrichtungen, wo Erziehung und Therapie im Vordergrund stünden, fühle er sich nicht zuständig. Hoffmann setzte für Schleswig–Holstein den Bau eines Zentralgefängnisses für „schwere Fälle“ von Jugendkriminalität durch. Der Nebeneffekt für die dort Eingeschlossenen: Wegen längerer Anfahrtswege werden die Besuche erschwert, so daß der Freiheitsentzug ganz im Sinne Hoffmanns weniger Störungen erleiden muß. Diese seine Leistungen wird Hoffmann wohl auch innerhalb der „insgesamt positiven Leistungsbilanz“ im Wahlkampf verkaufen, so daß sich sein konservativ–liberales Image wieder in das Profil eines reinen Konservativen wandeln könnte. ci/jf