Deja Vu

■ Zur Perestroika und dem Westhandel der UdSSR

Grenzen auf für eingeführte Investitionsgüter, her mit den Krediten zur Bezahlung der Importe, Ankurbelung des Exportes, und schon laufen die Devisen ein, die den Wohlstand bringen. Wenn dann auch noch die unsinnige Cocomliste zur Einschränkung von High-Tech-Importen fällt, wird der Traum wahr: Nicht nur „Salamander“-Schuhe made in UdSSR, sondern auch Walkmen von Sony/Wladiwostok werden die Welt beglücken. Dafür werden in den Kaufhallen des kalten Sibiriens Zitrusfrüchte aus den Tropen erhältlich sein.

Der Traum klingt schön, trägt aber den Charakter eines „Deja vu“. Warum sollte es der UdSSR, die gerade dieser Tage eine Anleihe im Westen tätigt, um ihre Perestroika auch für den Export zu finanzieren, anders ergehen als Ländern der Dritten Welt, die Gelder für die Weltmarktproduktion aufgenommen haben, der Weltmarkt nun aber von diesen Produkten nichts wissen will: Die Verschuldungsfalle droht. Ob Agrarprodukte oder High-Tech – die Weltmärkte sind mehr als gesättigt. Keinesfalls gesättigt ist der Markt in der UdSSR. Die Produktion für den Binnenmarkt mit dem Wechsel auf eine völlig ungesicherte Exportzukunft zu finanzieren, kann aber böse enden.

Zudem wird es Ärger geben mit den USA, denen das europäische „Exportbein Osthandel“ – schließlich der Hauptgrund, weshalb Washington mit Argusaugen über die Cocom-Liste wacht – ohnehin ein Dorn im Auge ist. Doch das sollte für die Europäer kein Hinderungsgrund sein, die Liste in den Papierkorb zu werfen. Einen technologischen Schub braucht die UdSSR auch für die Binnenmarktentwicklung. Doch sollte man sich für die Finanzierung der technologischen Entwicklung erstmal nur auf Erdgasexporte verlassen. Ulli Kunkel