Demonstration für Strobl und Penselin

■ In Hamburg demonstrierten 2.500 Menschen für zwei inhaftierte Frauen und gegen Gentechnologie Polizei riegelte Treffpunkt und Geninstitut ab / Haftprüfung beantragt / Weitere Kundgebungen angekündigt

Berlin (taz) – Für die Freilassung von Ulla Penselin und Ingrid Strobl, die sich im Zusammenhang der BKA-Durchsuchungsaktionen seit dem 18.Dezember in Isolationshaft befinden, demonstrierten am Montag in Hamburg 2.500 Menschen. Die beiden Frauen werden von der Bundesanwaltschaft der Mitgliedschaft in den „Revolutionären Zellen“ bzw. „Rote Zora“ verdächtigt (die taz berichtete).

Der Journalistin und ehemaligen Emma-Redakteurin Ingrid Strobl wird vorgeworfen, den Wecker für einen Sprengsatz gekauft zu haben, der im Oktober 1986 für einen Brandanschlag auf die Hauptverwaltung der Luft hansa in Köln benutzt wurde. „Revolutionäre Zellen“ hatten sich damals dazu bekannt. Gegen Ulla Penselin liegen überhaupt keine konkreten Tatvorwürfe vor. Ihr wird vorgehalten, zu einem Kreis von Frauen zu gehören, der sich mit Gen- und Biotechnik beschäftigt. Außerdem soll sie an „konspirativen Treffen“ teilgenommen haben. Die AnwältInnen der beiden Frauen haben Haftprüfungsanträge gestellt, über die in den kommenden Tagen entschieden wird.

Die Demonstration in Hamburg wendete sich gleichzeitig gegen die Gentechnologie. Gleich zu Beginn der Versammlung wurde der Treffpunkt von der Polizei ab geriegelt, DemonstrationsteilnehmerInnen, die auf den Altonaer Lornsenplatz wollten, mußten sich von schlagstockbewehrten Beamten kontrollieren lassen. In einem Flugblatt erklärte die Einsatzleitung, daß damit verhindert werden solle, „daß Aktiv- und Passivbewaffnung sowie Vermummungsgegenstände“ bei der Versammlung mitgeführt werden. Als DemonstrantInnen versuchten, den Kessel zu durchbrechen, kam es zu einer kurzen, heftigen Prügelei.

Bereits vor der Demonstration hatte die Polizei ganze Straßenzüge abgeriegelt, besonders aber das Gelände eines gentechnologischen Instituts. Dessen Leiter wurde auf einer Zwischenkundgebung beschuldigt, Genforschung zu betreiben. Als die Polizei den Zug später bis zur „Entmummung“ stoppen wollte, wurde er von der Demonstrationsleitung aufgelöst.

Eine weitere Solidaritätsveranstaltung für die beiden Inhaftierten soll am kommenden Freitag in Köln stattfinden. Themen: Bericht über die Durchsuchungs- und Verhaftungswelle, Frauen gegen Reproduktions und Gentechnologie, Widerstand gegen die Abschiebung von Flüchtlingen und der Paragraph 129a als Allzweckwaffe. 22.1.1988, 19.30 Uhr, Studiobühne, Universitätsstr. 16, Köln.uhe