Drei LKW mit Uranhexafluorid werden weiterhin vor BGS-Kaserne blockiert / Lübecker Senat zunehmend forscher gegen Landesregierung  ■ Aus Lübeck Axel Kintzinger

Mittlerweile in der dritten Nacht verharrten gestern Lübecker Atomkraftgegner vor der dortigen Waldersee-Kaserne des Bundesgrenzschutzes (BGS). Sie blockieren nach wie vor drei Kasernentore, hinter denen drei Transporter mit insgsamt 21 Tonnen Uranhexafluorid auf ihre Weiterfahrt nach Schweden warten. Lübecks Innensenator Egon Hilpert (SPD) der sich ebenso wie der Senat der Hansestadt vehement gegen den Atom- Verschiffungshafen Lübecks aus spricht, hat zugesagt, die „spontane Demonstration“, an der er und andere namhafte Sozialdemokraten teilnahmen, zu schützen. Der Unmut über die Atomtransporte löste auch außerhalb der Anti-Atomkraft-Bewegung Reaktionen aus: Die Eltern der an der BGS-Kaserne gelegenen Thomas-Mann-Schule schickten ihre Kinder gestern nicht zum Unterricht. Schulsenator Heinz Lund nannte es nach Angaben der Lübecker Nachrichten „eine Unverschämtheit“, daß die Atomlaster direkt neben der Schule abgestellt wurden. Der Forderung Hilperts an die CDU-Landesregierung, die Transporter so schnell wie möglich aus Lübeck herauszuholen, kamen die Kieler Behörden bis Redaktionsschluß nicht nach. Nach eigenen Angaben habe die Landesregierung keine rechtlichen Möglichkeiten mehr, den Transport, der von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) genehmigt wurde, zu unterbinden. Derzeit wird darum gestritten, ob sich die Transporter illegal auf dem BGS-Gelände befinden.

Die PTB dementiert dies mit der Begründung, die Genehmigung gelte bundesweit und für ein Jahr. Die Praxis einer solchen „Zwischenlagerung“ ist nicht neu: Bereits vor zwei Jahren mußten Transnuklear-LKWs auf ihrem Weg nach Gorleben in einer BGS- Kaserne übernachten – Blockadegruppen im Wendland verhinderten damals die nötige Sicherheit für den Transport. Ein Erfolg wurde in Lübeck allerdings schon erzielt: Die TT-Schiffahrtslinie sicherte Hilpert zu, keine Atomtransporte mehr anzunehmen.