M–19 bekennt sich zu Entführung in Bogota

■ Der Fall des entführten Politikers Andres Pastrana Arango schlägt in Kolumbien vor den Kommunalwahlen hohe Wellen

Von Ciro Krauthausen

Bogota (taz) - Die spektakuläre Entführung des Kandidaten der oppositionellen Konservativen Partei für die Bürgermeisterwahlen von Bogota durch ein Kommando der Guerillaorganisation M–19 hält ganz Kolumbien in Atem. Der 34jährige Andres Pastrana Arango, Sohn des Ex–Präsidenten Misael Pastrana Borrero, war Montag abend entführt worden, um ihn nach Angaben eines anonymen Anrufers ein Kommunique der kolumbianischen Guerillaorganisation CNSB zu übergeben. Polizei und Militär haben sich nach einer Fahndung, die die ganze Hauptstadt lahmlegte, zurückgehalten. Damit entsprachen sie einer Forderung der Entführer, die unsprünglich versprochen hatten, Pastrana innerhalb von zwei Stunden freizulassen. Sämtliche Militär– und Polizeieinheiten waren in die Kasernen zurückgerufen worden. Gleichzeitig warnte der Oberbürgermeiseter Bogotas die Entführer vor einer Eskalation der Gewalt, mit der sie einen faschistischen Putsch provozieren könnten. Die Taktik, mit Gewalt prominente Nachrichtenübermittler zu engagieren, ist nicht neu. Vornehmlich Anfang der achtziger Jahre entsprach sie der Strategie der in Public Relations ohnehin bewanderten M–19. Was damals allerdings noch für einen witzigen Briefträgerdienst gehalten wurde, löst inmitten der derzeitigen blutigen Auseinandersetzungen in Kolumbien Beunruhigung aus. Am Montag hatte die Regierung auf die Ermordung des Bürgermeisterkandidaten der Liberalen Partei in der Provinzhauptstadt Florencia mit der Einsetzung eines Militärgouverneurs für das Departement Caqueta geantwortet. Dort mußten schon etliche Parteigänger der rechten Liberalen Partei wie auch der linken UP ihr Leben lassen. Sowohl in Uraba im Nordwesten des Landes als auch in Barrancabermeja, dem Zentrum der kolumbianischen Erdölproduktion, sind am vergangenen Wochenende führende Gewerkschafter von rechtsradikalen Todesschwadronen ermordet worden. Vergangene Woche diskutierten konservative Politiker bereits öffentlich über die Vorteile eines Staatsstreiches, um dem derzeitigen Chaos Einhalt zu gebieten.