DOKUMENTATION
: „Mitnichten ein armes Opfer“

■ Karl Nagel, CDU-Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen, in einer Aktuellen Stunde des Landesparlaments zum Fall des ehemaligen Fernsehjournalisten Werner Höfer

„Der Herr Höfer ist mitnichten das arme Opfer einer Hetzkampagne, noch haben der Rundfunkrat oder der Intendant seinen Absturz verursacht: Dieser Mann ist an seiner eigenen Vergangenheit und an sich selbst gescheitert! Deswegen ist der Ruf nach der Fürsorgepflicht äußerst makaber. Ich gehöre zu derjenigen Generation, die als 16jährige durch die zynischen Durchhalteparolen der Höfers und Nannens ins Feuer gejagt wurden und zu Hunderttausenden das Leben dabei ließen. Ich verspüre eine Fürsorgepflicht für all die Mißbrauchten und mit Durchhalteparolen in den Tod Gehetzten 16- und 17jährigen, die ihre Stimme nicht mehr erheben können. (...) Ich habe als Kind mit eigenen Augen die Synagogen brennen sehen, ich habe als Heranwachsender den Abtransport unserer jüdischen Mitbürger erlebt, und noch danach hat Herr Höfer – am 1.9.1942 – in einer Theaterkritik vom rechten Gegenbild zum Schacherjuden gesprochen, wohlgemerkt nach der Massendeportation unserer jüdischen Mitbürger. (...)

Wahrhaftig, dieser Herr hat mehr als sein Soll erfüllt, und ich glaube seinen heutigen Dementis ebensowenig, wie ich den damaligen Propagandisten geglaubt habe. Und wenn der Herr Höfer heute sagt: Ich hatte in keiner Phase meines Lebens eine Überzeugung, die nationalsozialistisch war – was war er denn, ein Mitläufer, wie er sich selbst bezeichnet? Ein Mitläufer, und noch mit 32 Jahren, der sich für zwölf Jahre aus dem Denken verabschiedet hatte? Es gab sie ja tatsächlich, diese Mitläufer. Dieser Herr war offensichtlich von der feineren Sorte, der mit sehr subtilen Mitteln seinen damaligen Herren gedient hat. (...) Nicht, daß jemand von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt wurde, ist der Skandal, sondern, daß jemand in so exponierter Stellung mehr als vier Jahrzehnte die eigentliche Dimension seiner Mittäterschaft in einem solchen Ausmaß verwischen konnte. Ein Schreibtischtäter im gängigen Verständnis ist er nicht, der Terminus ist besetzt. Aber ein am Schreibtisch Tätiger für die Nazischergen war er schon. (...)“