Bauern-Blockade in Gorleben

Mit Traktoren und Schleppern blockierten Bauern das Gorlebener Zwischenlager / Protest gegen illegale Lagerung von Atommüllfässern / Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Aus Protest gegen die illegale Lagerung von aufgeblähten Atommüllfässern hat die „Bäuerliche Notgemeinschaft Lüchow-Dannenberg“ am gestrigen Donnerstag morgen pünktlich um 9.30 Uhr mit einer Blockade des Gorlebener Zwischenlagers begonnen. Mit 30 Schleppern und Treckern sperrten die Bauern die einzige Einfahrt des Zwischenlagers ab. Direkt vor dem eisernen Schiebetor kippten sie vier Fuder Mutterboden ab, in den dann ein Dutzend ein bis zwei Meter hohe Kiefern gepflanzt wurden. Der Werksverkehr des Zwischenlagers mußte eingestellt werden und auch die Beschäftigten des Zwischenlagers konnten ihre Arbeitsplätze nur noch zu Fuß verlassen.

Die rund 100 Blockierer wollen den sofortigen Abtransport aller defekten Atommüllfässer aus dem Zwischenlager erreichen und verlangten außerdem den Rücktritt der Geschäftsleitung der „Brennelementlager-Gesellschaft Gorleben“ (BLG). Mit Wissen der Aufsichtsbehörden habe die Brenne lementlager-Gesellschaft Gorleben Fässer angenommen, „deren Deckel durch chemische Reaktionen gewölbt sind, deren Dichtungen nicht halten, die Gas austreten lassen“, heißt es in einer Erklärung der Bäuerlichen Notgemeinschaft zu der gestrigen Aktion.

Die Brennelementlager-Gesellschaft Gorleben könne nicht einmal die Zahl der defekten Fässer angeben und weder etwas über die chemische Reaktion in den Fässern sagen, noch über die radioaktiven Stoffe, die mit austretenden Gasen freigesetzt werden könnten. Jahrelang hätten der Betreiber und die Aufsichtsbehörden durch die Lagerung der aufgeblähten Fässer und durch die Annahme von plutonium- und kobalthaltigem Atommüll aus Mol vorsätzlich die Gesetze gebrochen. „Wir dulden nicht länger, daß unsere Sicherheit von Betrügern abhängt“, schreiben die Bauern aus der Notgemeinschaft. Es dürfe keine Konditionierungsanlage und kein Endlager in Gorleben geben, im Gartower Forst müsse der Urzustand wiederhergestellt werden.

Die Brennelementlager-Gesellschaft Gorleben hat auf die Blockade bisher nur mit einer Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und Nötigung reagiert. Die Polizei beschränkte sich allerdings bis zum frühen Nachmittag auf eine Beobachtung der Demonstranten. Man wolle die Aktion ohne Räumung beenden, sagte dazu ein Sprecher der Lüchower Schutzpolizei. Die Blockierer haben allerdings angekündigt, bis zur Erfüllung ihrer Forderungen auszuharren.