„Kornstraße“ zurückersteigert

■ Zwangsversteigerungen des Jugendzentrums Kornstraße: Neuer Trägerverein erhielt den Zuschlag / Autohändler trieb den Kaufpreis durch konsequentes Mitbieten heftig in die Höhe

Hannover (taz) - „272.000 und eine D–Mark zum Ersten - Herr Finke verzichtet auf ein weiteres Gebot“, sagte Rechtspfleger Radtke und jubelnd fielen sich im hannoverschen Amtsgerichts hundert schwarzgekleidete Jugendliche in die Arme. 173mal wurde am Freitag bei der Zwangsversteigerung eines der ältesten Jugendzentren der Bundesrepublik, des hannoverschen „UJZ Kornstraße“, geboten. 85mal legte die „Bietergemeinschaft“ aus dem neuen Trägerverein der „Korn“ und dem Bremer Kaufmann Heinz Krahmer „eine D– Mark mehr“ drauf als „der Volvo– Händler von gegenüber“, Finke. Dann hatten die hannoverschen Autonomen und Punks ihr Zentrum zurückgekauft. Der neugegründete „Verein zur Förderung politischer Jugendkulturen“ hatte sich für den Rückkauf einen Kredit von 140.000DM von der Berliner Stiftung „Umverteilen“ besorgt und weitere 100.000 DM durch Eigenmittel, Bürgschaften und einen Kredit des Landesökofonds der Grünen aufgebracht. Den nicht geringen Rest gab nun schon zum zweitenmal der Bremer Kaufmann Krahmer dazu. Mit Krediten von jeweils 190.000 DM von Krahmer und der Iduna–Lebensversicherung war schon der erste Kauf der „Korn“ durch deren Vorständler Jütte finanziert worden. Doch nachdem sich Jütte mit den Kornleuten zerstritten hatte, kassierte seine „Jütte–Immobilien– GmbH“ zwar weiterhin 3.900 DM monatlich aus der „Korn“, gab aber nichts an die Gläubiger weiter. Als bei der Iduna über 30.000 DM an Zinsen und Tilgung offenstanden, beantragte sie die Zwangsversteigerung. „Der Herr Finke hat genau gewußt, daß wir ihn überbieten würden und hat den Preis zugunsten der Iduna–Lebensversicherung um 100.000 DM hochgetrieben“, empörte sich Krahmer nach der Versteigerung. Mit lauten Pfiffen hatten die Jugendlichen die Gebote ihres Nachbarn quittiert. ü.o.