Ökonomie und Ökologie prägen die CSSR–Reise des Bundeskanzlers

Prag (taz) - Kaum zurück vom Pariser Gipfel, trifft Bundeskanzler Kohl heute zu einem zweitägigen Besuch in Prag ein - zum ersten Besuch eines Bundeskanzlers seit 15 Jahren. Kohl wird von Ministerpräsident Strougal empfangen, der innerhalb der CSSR–Führung als besonders reformfreudig gilt. Ökonomie und Ökologie bestimmen das gedrängte Programm. Die CSSR ist an einer Kooperation mit deutschen Firmen interessiert, um ihre Exportprodukte dem Weltmarkt anzupassen. Die bundesdeutschen Unternehmen hoffen ihrerseits, durch Zusammenarbeit mit CSSR–Betrieben auf den schwer zugänglichen Märkten in sozialistischen Ländern des Ostens und der „Dritten Welt“ Fuß zu fassen. Die Delegation aus Bonn wird technologische Hilfe zur Verringerung der Umweltverschmutzung vor allem in Nordböhmen anbieten. Morgen legt Kohl einen Kranz in Lidice nieder und trifft sich anschließend mit Parteichef Jakes und Kardinal Tomaschek. Nach anfänglichem Zögern auf tschechoslowakischer Seite durfte Milan Horacek, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Grünen, als taz–Journalist ungehindert einreisen. Horacek, der das Land nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen 1968 verlassen hatte, war 1980 die Staatsbürgerschaft aberkannt worden. as