Terror in Bayern

■ Bayerns Polizei macht Bubenstreich zu Terrorakt

„Juppheidi und juppheida, Hausdurchsuchung, Razzia“ - bayerische Polizeibeamte versuchen nach Kräften, diesem Motto zu entsprechen. Ein Streich von Jugendlichen wird in der freistaatlich verordneten Paranoia vor Staatsfeinden aller Art flugs zum terroristischen Anschlag, bei dem alle Register weißblauer Ordnungsmaßnahmen gezogen werden. Drei Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren warfen jüngst ein Seil, an dessen Enden Steine befestigt waren, über die Oberleitung in der Nähe des Rosenheimer Bahnhofs. Dem Anlaufen der Polizeimaschinerie tat es keinen Abbruch, daß selbst der Fahrdienstleiter der Bundesbahn am Tatort drei verdächtige Jugendliche gesichtet und die Aussage auch sofort zu Protokoll gegeben hat. „Großfahndung“ und „terroristischer Hintergrund“ lautete die Zauberformel in dem durch Strommasten– und Bahnanschläge gebeutelten Freistaat. Noch in der Nacht wurden elf verdächtige Personen überprüft, die Beamten drangen in vier Wohnungen in der Umgebung ein. Streifenwagen postierten vor Häusern, in dem einschlägig bekannte Atom– und damit nach weißblauer Version Staatsgegner wohnen. Fünf Personen wurden abgeführt, zwei davon auf halber Strecke zur Polizeidirektion wieder ausgeladen. „Ein Irrtum“, so die offizielle Version. Mitte letzter Woche war der Spuk fürs erste vorbei. Das ortsansässige „Oberbayerische Volksblatt“ gab kund, die Polizei habe „drei strafunmündige Buben als Attentäter“ ermittelt. Die Personenüberprüfungen werden mit einer „Namensverwechslung“ begründet. Bernd Siegler