Atomschiff landet unter Polizeischutz in Schweden

■ Die „Aros“ mit 21 Tonnen Uranhexafluorid konnte trotz Protesten einen schwedischen Hafen anlaufen / Drei Tage waren Umweltschützer in ganz Südschweden in Alarmbereitschaft / Polizei verhinderte Blockade von 800 Demonstranten an einem Kanal bei Södertälje

Von Reinhard Wolff

Södertälje (taz) - Der mit 21 Tonnen Uranhexafluorid beladene, aus Brunsbüttel kommende schwedische Frachter „Aros“ ist gestern in Västeras gelandet. Der Hafen liegt 100 km landeinwärts der schwedischen Küste am Mälarensee. Er ist nur über einen Kanal zu erreichen, an dem ein riesiges Polizeiaufgebot die Hoffnungen der rund 800 Demonstranten zunichte machte, das Schiff hier blockieren zu können. Gegen 8 Uhr gestern früh konnte es die Schleuse bei Södertälje durchfahren. Frustration machte sich bei den Demonstranten breit: „Staffage für schöne Fernsehbilder - das darf doch nicht alles sein?“ Mit einem „Wir werden ihnen keine Ruhe mehr lassen“ geht eine dreitägige Protestaktion zu Ende, die Anhänger der Volksbewegung, verschiedener Naturschutzgruppen und Grüne durch das halbe Land hat hetzen lassen. Nachdem die „Aros“ am Samstag nachmittag in Brunsbüttel abgelegt hatte, war von den schwedischen Atomkraftgegnern die Alarmkette ausgelöst worden. Längs der gesamten Küste von Uddevalla an der Westküste bis Forsmark (nördlich von Stockholm) an der Ostküste wurden ab Sonntag Demonstrationen vorbereitet. Unterstützung kam aus Dänemark und Norwegen. Erst nach 24stündigem Schweigen teilte der Kapitän des Schiffes am späten Sonntag nachmittag per Funk mit, Västeras sei der Zielhafen. Die Demonstranten blieben mißtrauisch. Bis Montag abend konzentrierte sich der Alarm auf die Westküste. Demonstranten folgten der Route des Schiffes an Land mit Bussen und Personenwagen. Am frühen Dienstag morgen wurde Entwarnung für die West– und Südküste gegeben: Die „ Aros“ war auf dem Weg nach Nor den, entlang der schwedischen Ostküste. Bei ASEA–Atom in Västeras, dem Bestimmungsort des Uranhexafluorids, versuchte man die Medien mit beruhigenden Informationen zu füttern. Seit 20 Jahren gebe es solche Transporte jetzt und noch nie habe ein Hahn danach gekräht. Daß diese Zeit der ungestörten Geschäfte vorbei sein dürfte, weiß man aber. Mit „Transnuklear“ möchte die Firma nicht in Zusammenhang gebracht werden. „Wir sind auf der Suche nach neuen Transportwegen und -firmen. Wir glauben aber nicht, daß es schwierig sein wird, Firmen zu finden, die in Zukunft Uranhexafluorid für uns transportieren.“ Von dem dann möglicherweise immer wieder notwendigen Polizeieinsatz sprach der ASEA– Sprecher nicht.