Bestechung immer inklusive

■ Neue Einzelheiten über die Arbeitsweise von Transnuklear und Nukem / Erstmals DWK–Mann auf der Bestechungsliste / Besuche im Bordell kosteten Transnuklear 30.000 Mark im Monat

Berlin (taz/dpa) - Nukem, die verluderte Mutter im Hanauer Atomdorf, hat nach Aussagen eines früheren Mitarbeiters ebenfalls mit Bestechungsgeldern gearbeitet. An „nützlichen Aufwendungen“ seien jährlich aber eher bescheidene 50.000 bis 100.000 Mark geflossen. Bei der Nukem– Tochter Transnuklear seien dagegen monatlich allein bis zu 30.000 Mark für „Bewirtungen“ in Bordellen ausgegeben worden. Über diese neuen Details im Atomskandal berichtet die Zeit. Von Transnuklear seien nicht nur eine Latte von Beschäftigten in den Atomkraftwerken, sondern auch Mitarbeiter des TÜV Mannheim bestochen worden, die eine Transnuklear–Anlage in Mol überprüft hatten. Mitarbeiter der Bernischen Elektrizitätswerke und der schwedischen Atommüll– Anlage in Studsvik hätten genauso kassiert wie Bedienstete in den Kernforschungszentren Karlsruhe und Jülich. Bei den Schmiergeld–Abwicklungen hätten regelrechte „Codes“ existiert, die angaben, für welche Mengen radioaktiven Mülls welche „Lizenzzahlungen“ im Angebot stehen. Erstmals taucht jetzt auch die WAA–Betreiberin DWK auf den Schmiergeldlisten auf. Ein DWK– Mann habe 45.000 Mark von der Nukem und der Kraftanlagen AG Heidelberg eingesackt - angeblich für ein Gutachten. Auf Kosten der Nukem machte der DWK– Recke nach Informationen der Zeit darüberhinaus zwei Wochen Urlaub im atommüllfreien Allgäu. Auch der neu eingesetzte Leiter der Abfallabteilung in Mol sei mit Geschenken bestochen worden, ebenso wie der alte inzwischen gefeuerte Abteilungsleiter. Die Zeit zitiert auch den Ex– Transnuklear–Manager Holtz, der im Knast mit aufgeschnittenen Pulsadern verblutet war: „Transnuklear ist nur die Spitze des Eisbergs. Es geht schon damit los, was beim Bau der Kernkraftwerke geschmiert wurde. Dagegen sind unsere Zahlen harmlos.“ Die Ha nauer Staatsanwaltschaft hat noch immer keine Klarheit über die Schmiergeldaffäre. Vor allem gebe es noch keine verwertbaren Beweise für die Verletzung von Sicherheitsbestimmungen aufgrund der erhaltenen „Geschenke“. Auch der Verdacht der Verletzung des Atomwaffensperrvertrages sei weiterhin nicht belegbar. Es gebe lediglich Hinweise durch Journalisten. Außerdem sei noch fraglich, ob der Transport von falsch deklariertem Atommüll überhaupt strafbar sei. Zwischen 1982 und 1986 seien fünf Millionen Mark durch fingierte Rechnungen in schwarzen Kassen gesammelt und dann „ausgeschüttet“ worden. Der Verbleib von weiteren 15–16 Millionen DM sei noch ungeklärt. -man–