„Konstruktives Klima“ in San Jose betont

Erste direkte Gespräche zwischen Contras und Sandinisten in Costa Rica beendet / Mündliche Vereinbarung für einen Waffenstillstand getroffen / Nächstes Treffen aller Voraussicht nach am 10.2. in Guatemala / US-Kongreß entscheidet am Mittwoch über Contra-Millionen  ■ Aus San Jose Georg Hodel

Mit einer mündlichen Vereinbarung zur Beilegung der Feindseligkeiten haben sich die nicaraguanischen Kriegsparteien am vergangenen Freitag in San Jose, Costa Rica, getrennt. Die mit Spannung erwartete erste direkte Begegnung zwischen der sandinistischen Regierung und Vertretern der Contra hat damit zu einem überraschend positiven Ausgang gefunden. Auch wenn noch kein fast umrissener Waffenstillstandsplan vorgelegt wurde, zeigte sich der Vizepräsident der nicaraguanischen Bischofskonferenz, Monsenor Bosco Vivas, der in den Verhandlungen vermittelt hatte, „sehr befriedigt“ vom Verlauf der knapp anderthalbtägigen Verhandlungsrunde. Beide Gesprächsparteien betonten das „konstruktive Klima“, in dem die Verhandlungen stattgefunden hätten. Sie wollen sich bereits in 10 Tagen wieder in Guatemala treffen, um Einzelheiten einer künftigen Feuerpause zu erörtern.

Mitte dieser Woche will der US-Kongreß über eine neue Finanzvorlage der Reagan-Administration zugunsten der Contras entscheiden, die auch eine Militärhilfe von insgesamt 3,6 Millio nen einschließt. Der sandinistische Verhandlungsführer, Vize- Außenminister Victor Hugo, hatte zu Beginn der Verhandlungen klargemacht, daß eine weitere militärische Unterstützung der contras dem Friedensprozeß aufs Spiel setzen würden.

Die Topoi für die nächste Verhandlungsrunde in Guatemala, die auf drei Tage ausgedehnt worden ist, zeigt denn auch konkrete Ansätze einer künftigen Vereinbarung. Nicht nur rein technische Maßnahmen wie die Entflechtung der Truppenteile, die Anzahl und Größe der zu schaffenden Waffenstillstandzonen sowie die Schaffung einer gemischten militärischen Überwachungskommission und die Festlegung eines konkreten Datums für die Waffenruhe – man spricht vom 15.März – stehen auf der Geschäftsordnung. Auch die Schaffung einer internationalen Verifizierungskommission unter Mitwirkung von Ländern außerhalb der Region und die mögliche Integrierung von Vertretern der Contraführungsspitze in den gegenwärtigen nationalen Dialog zwischen Regierung und Opposition soll zur Diskussion stehen.

Noch während am Freitag nachmittag in San Jose verhandelt wurde, setzte sich der ehemalige Chef der Südfront der antisandinistischen Rebellen in Costa Rica, Fernando „el Negro“ Chamorro ins Flugzeug, um sich in Managua der konservativen Partei anzuschließen. Vor ihm war bereits der bekannte Indianerführer Brooklin Rivera nach Managua gereist, um mit Nicaraguas Innenminister Tomas Borge Verhandlungen über einen Friedensschluß mit der bewaffneten Indianerorganisation „Yamata“ aufzunehmen. Die jetzt in San Jose erzielte Übereinkunft zwischen den Sandinisten und den Contra-Rebellen darf also sicher als Erfolg gewertet werden. Ob sie bis zur nächsten Runde hält, wird ohne Zweifel vom Ausgang der Abstimmung im US-Kongreß abhängen.