Hoffnung

■ Zur Annäherung zwischen Athen und Ankara

Als vor knapp einem Jahr Papandreou die Mobilmachung anordnete und die Türken ihre Panzermotoren bereits warmlaufen ließen, schien eine absurde Feindschaft sich in einem vollends absurden Krieg zu entladen. Anlaß war der Streit um die Ölschürfrechte in der Ägäis, doch die Ursachen des Konflikts liegen viel tiefer.

Die jahrhundertelange Besatzung Griechenlands durch die Osmanen, der griechische Freiheitskampf, der mißlungene Versuch der Griechen, sich in der Konkursmasse des Osmanenimperiums zu bedienen und die anschließende Vertreibung der Griechen von der türkischen Ägäisküste sind die Ursachen für die Erbfeindschaft im östlichen Mittelmeer. Erst vor diesem Hintergrund wird der Zypernkonflikt verständlich, und erst so erklärt sich, warum ein Bohrschiff fast einen Krieg auslöste.

Das jetzige Treffen zwischen Papandreou und Özal war ein erster Schritt aus der Vergangenheit in die Neuzeit. Obwohl alles für Kooperation und gegen Konfrontation spricht, wird der Weg zur Aussöhnung schwierig. Stigmatisierte Vorurteile sitzen nun einmal tief. Vor allem, wenn diese Vorurteile von wechselnden griechischen und türkischen Regierungen immer wieder zum innenpolitischen Schulterschluß instrumentalisiert wurden. Doch vor allem Özal scheint nun entschlossen, den toten Punkt zu überwinden. Und dafür gibt es einen plausiblen Grund: Ein Beitritt der Türkei in die EG ist nur mit griechischer Zustimmung möglich. Dafür ist Özal bereit, fast jeden Preis zu zahlen. Jürgen Gottschlich