Kohl: Strauß ist nur ganz privat Außenminister

Bundeskanzler verteidigt seinen Handlungsreisenden und Rassisten-Kenner / In Namibia und den Homelands sei Strauß ja nur privat gewesen / Laue Reaktion von den Liberalen  ■ Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Politiker sämtlicher Parteien turnten gestern weiterhin über die glitschige Spur, die die Südafrika- Auftritte von Strauß in der Bonner Koalition hinterlassen haben. Nach Darstellung des Kanzlers war Strauß nun offiziell nur in Mosambik und Südafrika, hingegen „privat“ bei der Marionetten-Regierung in Namibia und im Homeland Bohputhatswana. Ob der Strauß begleitende Staatssekretär Lengl aus dem CSU-Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) für den „privaten“ Teil der Reise Urlaub genommen hat, vermochte sein Ministerium nicht zu sagen. Es sei aber doch nicht „von Schaden“, so die BMZ- Sprecherin, wenn ein „Entwicklungsexperte, der lange für die Hanns-Seidl-Stiftung gearbeitet hat“, sich die Projekte in Namibia ansehe. Die Gespräche von Strauß in Maputo und Pretoria werteten Kohl und Regierungssprecher Ost als „nützlich“: Strauß habe sich für die Freilassung von Gefangenen und für die „Idee eines großen Konferenztischs“ eingesetzt.

Der Sprecher des südafrikanischen Oppositionsbündnisses UDF nannte die Freilassung von 121 Gefangenen, die angeblich auf das Drängen von Strauß zustande kam, hingegen in Johannesburg einen „durchsichtigen Versuch, diesem rechten Politiker in den Augen der Anti-Apartheid- Opposition etwas Glaubwürdigkeit zu geben“. Das südafrikanische „Komitee zur Unterstützung der Eltern von Häftlingen“ sprach in diesem Zusammenhang von einem „Schauspiel der willkürlichen Justiz“.

Nachdem Kohl gestern erklärt hatte, die Namibia-Politik der Re gierung werde sich nicht ändern, gab die FDP-Spitze nur noch ein merklich abgeschwächtes Kritik- Papier heraus: „Wir erwarten, daß sich alle Koalitionspartner an die gemeinsam vereinbarte Südafrika-Politik halten.“ Verschnupft gab sich aber noch das Auswärtige Amt, das erst aus der Presse von...

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