Fairsicherungen – geteiltes Leid ist halb?

■ Lebensnaher Leitfaden gegen das lauernde Risiko – fast überall

Berlin (taz) –Zum aktuellen Thema „Zoff bei Stattbau“ (für Nicht-Berliner: ein umstrittener alternativer Sanierungsträger) hat der Autor des Sachbuchs das Wort: „Es ist nicht versichert, wenn tagsüber Leute in die Betriebsräume kommen und Ihnen alles kurz und klein hauen. Auch im Vandalismusfall muß einer der weiter ober aufgeführten Tatbestände zur Einbruch-Diebstahl- Versicherung, wie z. B. ein Einbruch, erfolgen, damit der Versicherer den Schaden trägt.“

Friedel Rohdes Ratgeber heißt „Im Rachen des Löwen – ein Fairsicherungsleitfaden für Betriebe & Freiberufler“. Und was findet der etwas autonom denkende Laie, der wissen will, ob die Haftpflicht zahlt, wen er/sie/es = das Kind!!!, na, nehmen wir mal an: Fäkalien in einem Lokal plaziert? Da gibt es ein umfangreiches Inhaltsverzeichnis, das neugierig macht, ob denn der, für alle Fälle, versteht sich, geplante Deal mit dem angeblich teuren Fahrrad so ohne weiteres läuft. WGs sollten weiter blättern, weil schließlich nicht nur das Unvermögen, gemeinsam zu leben, wächst, sondern das gemeinsame Vermögen auch. Und das stehts: „Es gibt aber zum Glück eine Reihe von Versicherern, die Wohngemeinschaften ohne Probleme versichern.“ Realitätstüchtig beschreibt Friedel Rohde, der in Berlin ein Versicherungsbüro unterhält, weiter: „Die Reparatur einer durchschnittlichen Schaufensterscheibe wird bei normalem Schaufensterglas circa 800 DM betragen. Daher ist es sicherlich sinnvoll, diese zu versichern.“ Da jeder merkt, hier ist ein Buch für beide Seiten, ob alternativ oder stramm kapitalistisch: Gefahren lauern überall für Leute, die einen Laden aufziehen wollen. Wenn am Wochenende beraten wird, ob das Projekt „Cafe“ eine Chance hat, kann man/frau dem Versicherungsfritzen ziemlich informiert standhalten. Autonomie ist angesagt, und wer jetzt schon selbständig als Ärztin, Anwältin, Tagesmutter arbeitet, weiß eh schon Bescheid, wie das mit der Risikobewältigung läuft. Oder? Newcomer im Geschäftsleben brauchen Informationen.

Die alten Hasen sagen, nichts sei sicher, nicht mal eine Lebensversicherung. Und da legen die angesprochenen Tierärzte, Tischler, Drucker und Heilpraktiker das Buch beiseite. Denn über die Möglichkeit, anstelle der gesetzlichen Rentenversicherung die Kiste Lebensversicherung zurechtzuzimmern, kein Wort bei Rohde. Freiberufler, die er anspricht, werden es vermissen. Autonome, die sich angesprochen fühlen, werden finden, was ihre Scheiße angerichtet hat und zwar auf Seite 103. Versicherungstechnisch, wohlgemerkt. Hans-Peter Theurich

Friedel Rohde, Im Rachen des Löwen. 186 Seiten, Berlin 1987