Eine symbolische Reise nach Haifa

Ausgewiesene Palästinenser wollen zu Schiff in ihre Heimat zurückkehren / Die israelischen Behörden bemühen sich die Fahrt zu verhindern / Wieder zwei Todesopfer in besetzten Gebieten  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) will am 10. Februar ein Schiff mit rund hundert ausgewiesenen Palästinensern und Journalisten an Bord von Athen in die israelische Stadt Haifa fahren lassen. Nach einer Erklärung der PLO werden auch die vier Palästinenser an Bord sein, die im Januar in den Libanon abgeschoben worden waren.

Der israelische Verteidigungsminister Jitzhak Rabin hat bereits angekündigt, die „PLO-Propagandafahrt“ zu unterbinden. Er wollte sich nicht dazu äußern, mit welchen Mitteln die „Silver Paloma“ daran gehindert werden soll, die israelischen Territorialgewässer, die zehn Kilometer vor der Küste beginnen, zu erreichen. Die Gruppe „Opfer des Terrors“, die dem radikalen Rabbi Kahane nahesteht, gab bekannt, sie habe ein kleines Schiff gechartert, um die Ankunft der Ausgewiesenen in Israel zu blockieren.

Die griechischen Behörden haben diplomatische Bemühungen Israels zurückgewiesen, mit deren Hilfe die Reise unterbunden werden sollte. In griechischen Regierungskreisen hieß es, es läge keine Verletzung des griechischen oder internationalen Rechts vor, und daher gebe es für die Behörden keinen Anlaß zu intervenieren.

Aus Regierungskreisen verlautete, das Schiff werde auf keinen Fall Israel erreichen. Keiner der ausgewiesenen Palästinenser habe eine Erlaubnis, zurückzukehren. Allerdings können die israelischen Behörden nach internationalem Recht nicht verhindern, daß israelische Delegationen das Schiff außerhalb der Territorialgewässer treffen. Was immer Israel auch unternimmt, es wird schwierig sein, die weltweite Publizität für die symbolische Reise der Ausgewiesenen in ihre Heimat zu verhindern.

In Tel Aviv hat sich am Mittwochabend bereits eine Gruppe von jüdischen und palästinensischen Schriftstellern getroffen, die das Schiff in Haifa empfangen wollen. In einer Erklärung befürworten die Schriftsteller die Rückkehr der Ausgewiesenen. Der Text wurde von zahlreichen Prominenten unterzeichnet.

Die besetzte Westbank war auch am Mittwoch wieder Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten, nachdem sich das Gerücht verbreitet hatte, israelische Siedler seien in die Stadt Tulkarem eingedrungen und zögen durch die Straßen. Dem israelischen Oberkommando lagen keine Berichte über einen solchen Vorfall vor. Bei den Auseinandersetzungen wurde ein 26jähriger Palästinenser erschossen, der dem Militär zufolge einen Soldaten angegriffen hatte. Über Tulkarem wurde eine Ausgangssperre verhängt. Acht weitere arabische Ortschaften und Flüchtlingslager, darunter auch Nablus, die größte Stadt auf der Westbank, sind von dieser Maßnahme betroffen. Ein weiterer Palästinenser starb an den Schußverletzten, die er am 9. Dezember erlitten hatte.