Direkte Aktion im Kulturinstitut

Deutsche Sympathisanten der französischen Guerillagruppe „Action Directe“ verwüsten „Institut Franaise“ in Frankfurt / „Einheit im Kampf“ als Parole an der Wand / Chaos im Universitätsviertel  ■ Aus Frankfurt Reinhard Mohr

Am Mittwoch nachmittag hatte das Universitätsviertel in Frankfurt-Bockenheim eine Begegnung der „dritten Art“: Kurz nach 16 Uhr stürmten etwa dreißig schwarzgekleidete, vermummte Personen in die Jordanstraße, stellten an zwei Kreuzungen geparkte Autos quer und warfen Mülltonnen um. Sechs bis acht von ihnen drangen zur gleichen Zeit in das derart abgesperrte „Institut Franais“ ein, warfen Bücher, Zeitschriften und andere Gegenstände auf den Boden und zerschlugen Bilder einer Ausstellung, wobei sie den Angestellten des Kulturinstituts versicherten, ihnen würde „nichts geschehen“. Nur der Direktor wurde in ein Bürozimmer eingeschlossen. Die teils behelmten und mit Stöcken und Hämmern ausgerüsteten Leute zerschlugen Computer, Schreibmaschinen und Glasvitrinen. An die Wände sprühten sie Parolen: „Einheit im Kampf“, „Zusammenlegung von AD“, „65 Tage HS“.

In der leergefegten Jordanstraße versuchte eine Frau per Megaphon, den Sinn der Aktion zu erläutern, doch niemand konnte sie hören. Auf Transparenten an den Autobarrikaden wurde Solidarität mit den hungerstreikenden Gefangenen der „Action Directe“ verlangt, gegen die in Paris zur Zeit verhandelt wird.

Nach einem letzten großen Hammerschlag gegen die Frontscheibe des „Institut Franais“ wurde noch eine Rauchbombe geworfen, dann erscholl, so ein Augenzeuge, das Kommando: „Jetzt alle abhauen!“ Die Flüchtenden, die ins naheliegende Hörsaalgebäude liefen, waren über alle Berge, als die Polizei in Hundertschaftsstärke anrückte. Sie hatten das Gebäude einzeln und in ziviler Kleidung unerkant verlassen. Nach den ersten Aufräumungsarbeiten im „Institut Franais“ klebt nun das farbige Plakat mit dem berühmten Revolutionsgemälde von Eugene Delacroix an der zerplitterten Eingangstür. Titelzeile: „Die Sprachbarrieren überwinden!“

Aktueller Zusatz: „Wir machen weiter. Keine Programmänderungen!“ Direktor Alain Lance sagte gestern auf die Frage, was er empfinde, wenn deutsche Jugendliche französische Bücher aus den Regalen werfen: „Natürlich bin ich wütend. Das erinnert mich an die Zeit, als Mitglieder der rechtsextremen OAS in Frankreich linke Buchläden überfielen. Es ist natürlich leichter, uns zu überfallen, als etwa ein Konsulat oder eine Botschaft. Unsere Türen sind offen.“