Vier Kilo Plutonium weg

In der Atomfabrik NUKEM fehlen 4,1kg Plutonium / Schwedische Wissenschaftler spekulieren über einen Verkauf des waffenfähigen Stoffes an Argentinien  ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt/Stockholm (taz) – Die Atomfabrik NUKEM hat in ihrer Plutonium-Bilanz eine Lücke von 4,1kg. Die Hanauer Firma kaufte im Jahre 1969 Brennelemente mit einem Plutoniumanteil von exakt 24,4kg aus dem inzwischen stillgelegten schwedischen „Agesta“-Forschungsreaktor, doch in den Materialbüchern der hessischen „Atommutter“ tauchten nur 20,3kg der hochgiftigen Materie wieder auf.

Die Differenzmenge von 4,1kg – so noch unbestätigte Vermutungen aus Kreisen schwedischer Wissenschaftler – sei nach Argentinien verkauft worden, das seinerzeit „im Labormaßstab“ eine nationale Wieder aufbereitungsanlage baute.

Die „verschwundenen“ 4,1kg Plutonium hatten bereits Ende der 70er Jahre in Skandinavien für Aufsehen gesorgt, denn der damalige Vertreter Schwedens im Aufsichtsrat der Eurochemic- Wiederaufbereitungsanlage im belgischen Mol (dort sollten die von der NUKEM gekauften Brennelemente aufgearbeitet werden) mußte der schwedischen Kernkraftinspektion (SKI) nach kritischen Zeitungsmeldungen 1978 eine Plutoniumbilanz des Brennelementehandels zwischen Schweden, Belgien und der Bundesrepublik vorlegen, die der Öffentlichkeit allerdings vorenthalten wurde.

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