Wieder Tote bei Araber-Protesten

Fünf Todesopfer am Wochenende / Militante israelische Siedler überfallen Lager  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Für die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der israelischen Besatzungsmacht im Westbank und im Gaza- Streifen, die an diesem Wochende erneut fünf Menschenleben gefordert haben, sind offensichtlich zum Teil militante jüdische Siedlerorganisationen verantwortlich. Bewohner palästinensischer Flüchtlingslager nördlich und südlich von Jerusalem beklagten am Wochenende Überfälle und Verwüstungsaktionen israelischer Siedler-Kommandos. Die Flüchtlingslager Anata und Shuafat meldeten letzte Nacht Überfälle der Siedlervereinigung Gush Emunim und von Anhängern des Orthodoxen Meir Kahane. Grenzposten rückten schließlich mit Panzerwagen an, verhängten eine Ausgangssperre und nahmen Bewohner der Flüchtlingslager nach heftigen Auseinandersetzungen fest. Das israelische Militär leugnet bislang jegliche Aktionen jüdischer Siedlerorganisationen.

Bereits am Samstag war eine Frau im Flüchtlingslager El Arrub umgekommen. Laut Untersuchungen wurde sie mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen und nicht, wie zuvor angegeben, erschossen. Die Armee hatte eigenen Angaben zufolge das Feuer eröffnet, um eine Gruppe von mehreren Hundert palästinensischen Demonstranten zu zerstreuen. Ebenso kam es zu schweren Zusammenstößen im Flüchtlingslager Schufat und dem Dorf Anata, wobei laut israelischem Rundfunk israelische Bereitschaftspolizei mit Tränengas und Gummigeschossen gegen protestierende Araber vorging, die ihrerseits mit Brandsätzen und Steinen als Wurfgeschossen antworteten. Am Sonntag kamen erneut drei Palästinenser in Beit Ummar im südlichen Westjordanland ums Leben. Ein weiterer 10jähriger Palästinenserjunge aus Durga war am Samstagmorgen seinen Verletzungen erlegen.

Heute und morgen sind Aktionen der Palästinenser zu erwarten, die den dritten Monat ihres Widerstandes beginnen. Das Nationale Komitee hat in einem „Kommunique Nr.6 zum Generalstreik aufgerufen und die Beamten der Zivilverwaltungen aufgefordert, ihre Ämter niederzulegen. Unklar ist noch, ob mit dem Streikaufruf nur die arabischen Verwaltungen auf oberster Ebene gemeint sind. Falls die gesamte Verwaltung gemeint ist, so müßte das von den israelischen Behörden als ziviler Ungehorsam aufgefaßt werden.