Auch Friedensschiff aus Israel auf Kurs

Arabische und jüdische Israelis wollen PLO-Schiff entgegenfahren / Einlaufen in israelische Gewässer verboten  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Das „Palästina-Schiff“ der PLO mit Palästinensern an Bord, das am heutigen Mittwoch von Athen in Richtung Haifa ausläuft, soll von einem israelischen „Friedensschiff“ begrüßt werden. Eine Gruppe von arabischen und jüdischen Israelis will selbst ein Schiff chartern, um die Ausgewiesenen auf hoher See zu treffen, falls die Behörden das PLO-Schiff daran hindern, in den israelischen Hafen anzulaufen. Diese Entscheidung wurde Montagabend im Rahmen eines Treffens arabischer Bürgermeister in Israel und israelischen Parlamentariern in Shfaram bei Haifa gefällt. Auch religiöse Führer und arabische Mitglieder der israelischen Gewerkschaft Histadrut wohnten der Versammlung bei. Zugleich wurde entschieden, am Samstag in Haifa eine Massendemonstration zu veranstalten, auf der das Recht der Ausgewiesenen, in ihre Heimat zurückzukehren, betont und gegen die Repression in den besetzten Gebieten protestiert werden soll.

Wie der PLO-Vertreter in Athen, Fuad al Bitar, bekanntgab, werden 130 von Israel ausgewiesene Palästinenser sowie zahlreiche Journalisten und Prominente aus verschiedenen Ländern an Bord des PLO-Schiffes sein. Auch die vier Palästinenser, die am 13. Januar aus Israel ausgewiesen worden waren, wollten am Mittwoch an Bord gehen. Die israelische Regierung hat mittlerweile offiziell bekannt gegeben, daß es dem PLO-Schiff nicht gestattet wird, in die Territorialgewässer Israels einzulaufen. Für Ministerpräsident Shamir ist die Reise eine „feindliche Handlung gegenüber Israel“. Handelsminister Ariel Sharon bezeichnete Israelis, die die Schiffsreise der Ausgewiesenen verteidigen, als Verrückte. Noch läuft die Debatte darüber, wie das Schiff am besten aufgehalten werden kann, ohne das Ansehen Israels im Ausland zu schädigen. Unterdessen haben die Behörden israelische Journalisten, die auf dem PLO-Schiff mitreisen wollen, vor möglichen Konsequenzen gewarnt. Bei ihrer Rückkehr müßten sie mit einer Festnahme rechnen, hieß es. Die israelische Polizei will Maßnahmen ergreifen, um ein Auslaufen israelischer Boote zu unterbinden, die das PLO-Schiff auf hoher See treffen wollen.

In Regierungskreisen wird damit gerechnet, daß es am nächsten Wochenende mit dem Eintreffen des PLO-Schiffs vor der israelischen Küste auch zu einer weiteren Eskalation in den besetzten Gebieten kommen wird.Eine kürzlich durchgeführte Meinungsumfrage ergab, daß sich der Trend zur politischen Polarisierung unter den befragten jüdischen Israelis fortgesetzt hat. Mit einem Unterschied allerdings: Zum ersten Mal haben die rechten Parteien einen geringeren Zuwachs zu verzeichnen als die linken Oppositionsparteien. Die arabische Bevölkerung Israels wurde in beiden Umfragen nicht berücksichtigt.