Arbeitgeberangebot verwirrt IGM

■ Angebot der Arbeitgeber bei den stockenden Tarifverhandlungen entspricht der Prioritätenliste der IGM

Berlin (dpa/taz) – Als die nächtliche Sitzung zuende gegangen war, blieben die Vertreter der Industriegewerkschaft Metall noch zwei Stunden länger anwesend. Der Streit bei den Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie hatte sich offensichtlich in die eigenen Reihen verlagert, und Schuld daran war ein Angebot der Arbeitgeber, das so niemand erwartet hatte: Schon vom 1.Oktober an soll die wöchentliche Arbeitszeit in der Stahlindustrie von Nordrhein-Westfalen, Bremen und Osnabrück um 1,5 Stunden auf 36,5 Stunden bei vollem Lohnaus gleich verkürzt werden. Die Löhne und Gehälter sollen ab 1. April um zwei Prozent und am 1. November 1989 um weitere zwei Prozent erhöht werden. Damit waren die Arbeitgeber weit über ihr letztes Angebot hinausgegangen, das Arbeitszeitverkürzung ursprünglich nur ohne Lohnausgleich und zusätzlich eine eineinhalbjährige Lohnpause vorgesehen hatte.

Das weitgehende Angebot der Arbeitgeber in Sachen Arbeitszeitverkürzung hat die Gewerkschaftler offensichtlich in Verwirrung gestürzt. Denn das Arbeitge berangebot entspricht genau der politischen Direktive der IGM: Priorität, so hieß es zu Beginn der Verhandlungen, sollte gerade wegen der schwierigen Arbeitsmarktsituation im Stahlbereich die Arbeitszeitverkürzung haben. Mit ihrem jetzt vorliegenden Angebot gehen die Arbeitgeber sogar über den Tarifabschluß der Metallindustrie vom letzten Frühjahr hinaus, der eine 1,5stündige Arbeitszeitverkürzung lediglich in zwei Schritten vorsieht.

Die Unzufriedenheit der betrieblichen Vertreter in der IGM- Verhandlungsdelegation entzündete sich denn auch hauptsächlich an der angebotenen Lohnerhöhung, die als unzureichend empfunden wird.

Das Angebot enthält, weil der Lohntarifvertrag Ende Oktober 1987 ausgelaufen ist, eine halbjährige Lohnpause. Und die Prozentzahlen liegen etwas unterhalb des Metallabschlusses vom letzten Jahr.

Die unterschiedlichen Meinungen innerhalb der gewerkschaftlichen Verhandlungsdelegation wurden in einer Erklärung schließlich untergebügelt: das Arbeitgeberangebot enthalte zwar erhebliche Verbesserungen, reiche aber zur „Lösung des Tarifkonflikts nicht aus. Die Arbeitgeber, die angesichts der Stahlkrise offensichtlich den Konfliktstoff aus der Tarifauseinandersetzung herausnehmen wollten, reagierten auf die Ablehnung der Gewerkschaft mit Verärgerung und Unverständnis. Der nächste Verhandlungstermin ist voraussichtlich erst gegen Ende Februar. marke