INTERVIEW
: „Wir kämpfen weiter um den Stahlstandort Rheinhausen“

■ Theo Steegmann, zweiter Vorsitzender des Krupp-Betriebsrats in Rheinhausen zu den Meldungen über eine eventuelle Mitarbeit des Betriebsrates am Kooperationsmodell des Krupp-Vorstandes und das weitere Vorgehen zum Erhalt des Stahlstandortes Rheinhausen

taz: Es häufen sich die Meldungen, daß der Betriebsrat einer Teilstillegung des Werkes zugestimmt habe und zur Mitarbeit am Kooperationsmodell des Krupp-Vorstandes bereit sei. Was ist an diesen Meldungen dran?

Theo Steegmann: Der Betriebsrat hat am Sonntag auf einer Klausurtagung den vorläufigen Abschlußbericht der Gutachter entgegengenommen. Deren Auftrag war es, die betriebswirtschaftliche Seite der Optimierungsphase zu überprüfen. Der Bericht hat bestätigt, daß sich die Geschäftsgrundlage für das zwischen uns und dem Vorstand ausgehandelte Optimierungskozept nicht verändert hat. Die Verträge vom 10.September sind also nach wie vor gültig.

Das gewerkschaftliche Problem ist natürlich, daß die Erhaltung des Standortes in Rheinhausen die Kollegen von Mannesmann in Huckingen nicht retten würde. Das neue in der Betriebsratssitzung war, daß wir gesagt haben, wir sind bereit, eine Kooperation unter der Voraussetzung zu überprüfen, daß beide Standorte erhalten bleiben. Es kann sein, daß dabei möglicherweise die jetzt bestehenden Produktionsanlagen nicht im vollen Umfang erhalten werden können. Wir haben beschlossen, dazu jetzt technische Gutachten einzuholen.

SPD-Fraktionschef Friedhelm Farthmann äußerte, daß Rheinhausen an sich nicht als Stahlstandort zu sehen sei, sondern ein Stahlstandort sei über die kommunalen Grenzen, also hier Duisburg, definiert. Der Betriebsrat und die IG-Metall betrachten Rheinhausen als eigenständigen Standort?

Richtig. Stahlstandorte werden nicht im Kommunalrecht abgesichert, sondern in Verträgen zwischen IG-Metall, DGB und Unternehmensvorständen, und nach diesen Verträgen ist Rheinhausen ein selbständiger Stahlstandort. Das hat Franz Steinkühler am 10.12. hier in Rheinhausen übrigens ebenso gesagt, wie Johannes Rau bei seinem Besuch.

Franz Steinkühler hat gesagt, das Vorstandskonzept sei „betriebswirtschaftlich plausibel“. War das hilfreich?

Diese Äußerung ist aus einer einstündigen Rede herausgerissen worden. Wir haben demnächst mehrere Gespräche mit Franz Steinkühler, und er hat uns zugesagt, daß er vor dem Kanzler-Gespräch die Position der IG-Metall hier bei uns im Gespräch mit dem Betriebsrat abstimmt.

Es gibt Hinweise, daß sich hier neue Ansiedlungen entwickeln könnten. Wäre euch damit gedient?

Wir haben von Anfang an gesagt, es geht uns nicht nur um die direkt Betroffenen, sondern auch um die Kinder und Jugendlichen hier in Rheinhausen. Von daher werten wir es durchaus als einen Erfolg unseres Kampfes, wenn hier neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Wenn größere Unternehmen kämen, würdet ihr dann auf die Forderung nach Erhalt des Standortes verzichten?

Da kann ich so nichts zu sagen. Wir können nicht irgendwelche Aussagen machen, bevor wir nicht wissen, was auf dem Tisch liegt. Wir kämpfen weiter um den Stahlstandort Rheinhausen, denn uns kann niemand erklären, wo 6.000 Ersatzarbeitsplätze herkommen sollen. Interview: Walter Jakobs