Cubillo will aussagen

■ Untersuchungsausschuß zum Celler Anschlag will Beteiligung des Verfassungsschutzes an Algier–Attentat klären

Hannover (taz) - Der ehemalige Chef der „Befreiungsbewegung für die Kanarischen Inseln“ (MPAIAC), Antonio Cubillo, ist bereit, in Hannover vor dem Untersuchungsausschuß zum Celler Anschlag auszusagen. Dies erklärte gestern der Grüne Landtagsabgeordnete Jürgen Trittin, der Cubillos Vernehmung im Untersuchungsausschuß beantragt hat. Von der Vernehmung Cubillos ertwartet der Abgeordnete Aufschluß darüber, inwieweit der der niedersächsische Verfassungschutz an einem Attentat beteiligt war, bei dem der Ex–MPAIAC– Chef 1978 in Algier lebensgefährlich verletzt wurde. Zur Zeit des Attentats hatte der niedersächsische Verfassungsschutz in Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Mauss den V–Mann Jelko Susak auf Antonio Cubillo angesetzt. Ziel dieser „Operation Neuland“ war nach Angaben der Landesregierung das Aufspüren von RAF–Mitgliedern im algerischen Ausbildungslager Cherchel. Die Landesregierung hat inzwischen zugegeben, vorab über das vom spanischen Inlandsnachrichtendienst und der CIA geplante Attentat durch ihren V– Mann informiert gewesen zu sein. Eine direkte Verwicklung in den Mordversuch wird vom Innenministerium in Hannover allerdings bisher bestritten. Nach Angaben, die Cubillo nun gegenüber den Grünen und auch dem Fernsehjournalisten Stefan Aust gemacht hat, soll der niedersächsische V–Mann nun doch direkt mit dem Organisator des Mordanschlages, einem spanischen Geheimdienstler namens Espinoza Pardo, zusammengearbeitet haben. Cubillo widersprach außerdem den Angaben der Landesregierung über die Dauer der „Operation Neuland“. Der heute als Rechtsanwalt in Spanien tätige Ex–MPAIAC–Chef will bereits im Oktober 1977 erstmals von dem niedersächsischen V–Mann kontaktiert worden sein. Die Landesregierung hatte in ihrem Bericht an den Ausschuß behauptet, dies sei erst im März 1978 geschehen und ihr V–Mann habe sich insgesamt nur einige Tage bei Cubillo aufgehalten. Auch nach offiziellen Angaben wurde die Aktion in enger Zusammenarbeit mit dem spanischen Nachrichtendienst durchgeführt. Zahlreiche Reisen hoher Verfassungsschützer finanzierten damals die Auftraggeber des Ehepaares Mauss, der Verband der bundesdeutschen Sachversicherer. Jürgen Voges