Protest nach Überfall auf Asylbewerber

■ Demonstration in Heidelberg gegen neonazistische Schlägertrupps / Ermittlungen gegen Skinheads

Heidelberg (taz) – Mehrere 100Menschen demonstrierten am Samstag in Heidelberg für ein Recht auf Asyl, gegen Ausländerfeindlichkeit und neonazistische Schlägerbanden. Auf der Demonstration forderten Asylbewerber und Asylberechtigte mehr „Sicherheit für unser Leben“, menschenwürdige Lebensbedingungen und kürzere Asylverfahren.

Anlaß der Protestveranstaltung, zu der auch der DGB Heidelberg und Grüne aufgerufen hatten, war der brutale Überfall von rechtsradikalen Skinheads auf ein Asylbewerberwohnheim in Schriesheim an der Bergstraße am 30.Januar (die taz berichtete).

Acht Skins, die mit Schußwaffen und Knüppeln die Bewohner des Heims überfielen, konnte die Mannheimer Staatsanwaltschaft bislang als Tatbeteiligte ermitteln. Sie sollen einer Wehrsportgruppe angehören. Ein aus Wetzlar stammender Unteroffizier der Bundeswehr soll die Gruppe mit Waffen versorgt haben. Der inzwischen vom Dienst suspendierte 21jährige ist in Ludwigshafen bei einer Polizei-Kontrolle festgenommen worden, als er versucht hatte, mehrere Waffen zu verstecken. Der Unteroffzier sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Bei dem Überfall in Schriesheim waren zwei Inder verletzt worden.

Überraschenderweise hat sich zu dem brutalen Überfall auch der einschlägig bekannte rechtsradikale Oberstudienrat Günter Deckert geäußert. Ohne ein Wort des Bedauerns konnte der Neo-Nazi, der für die „Deutsche Liste“ im benachbarten Weinheim im Gemeinderat sitzt, in den Weinheimer Nachrichten verbal tönen, „die Tat von Schriesheim“ habe der „politischen Aufklärungsarbeit der Kreise, die sich gegen die Überfremdung von Volk und Heimat sowie betrügerische Asylmachenschaften“ einsetzen, „zurückgeworfen und auf das Schwerste geschädigt“.

Der derzeit suspendierte Oberstudienrat Deckert hatte die NPD vor einigen Jahren verlassen, weil sie ihm zu zahm war. Er erhält weiter Bezüge durch die Kultusbehörden. Nach Informationen der taz soll ein ehemaliger Schüler Deckerts bei dem Überfall in Schriesheim dabeigewesen sein. Max Holz