Kurz vor der Reise: Anschlag auf PLO-Schiff

Auslaufen der zypriotischen Fähre „Sol Phryne“ mit von Israel ausgewiesenen Palästinensern an Bord in letzter Minute verhindert / PLO macht den israelischen Geheimdienst Mossad verantwortlich / Drei führende PLO-Mitglieder durch Autobombe in Limassol ermordet  ■ Aus Nikosia Klaus Hillenbrand

Das „Schiff ohne Rückkehr“, mit dem die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) eine Reise von ausgewiesenen Palästinensern nach Haifa angekündigt hatte, ist durch einen Bombenanschlag beschädigt worden. Am Montag morgen schlug eine unter der Wasserlinie placierte Bombe bei dem im zypriotischen Hafen Limassol vor Anker liegenden Fährschiff „Sol Phryne“ ein Loch in die Außenwand. Das Schiff bekam Schlagseite.

Das PLO-Büro in Nikosia bestätigte am Nachmittag der taz, das Schiff sei für die Fahrt nach Israel vorgesehen gewesen. Auf die Frage, wen er als Attentäter vermute, meinte der Sprecher nur: „Israel, Mossad!“ Die PLO hatte am Sonntag mitgeteilt, sie habe für die Reise endlich ein entsprechendes Schiff gefunden. Den Namen wollte man aus Sicherheitsgründen jedoch nicht mitteilen.

Die Fluggesellschaft „Cyprus Airways“ bestätigte, daß für Mon tag bereits zwei Sonderflüge von Athen gebucht worden waren. Die erste Maschine, die am frühen Nachmittag in Larnaca landete, sei jedoch überraschenderweise völlig leer gewesen. Laut PLO- Büro in Nikosia ist die Reise von Athen nach Zypern vorläufig abgeblasen worden. In den letzten Tagen waren neun jüdische und arabische Israelis, darunter auch zwei Parlamentsabgeordnete, in Zypern angekommen, um auf dem „Schiff ohne Rückkehr“ mitzufahren. Insgesamt sollten etwa 130 aus Israel ausgewiesene Palästinenser die symbolische Fahrt antreten. In Tel Aviv hatte Verteidigungsminister Rabin am Montag morgen erklärt, Israel werde das Vorhaben der PLO auf jeden Fall verhindern. Ein israelischer Armeesprecher verweigerte jede Stellungnahme.

Der Direktor des Hafens von Limassol, John Ghighidis, erklärte, der Kapitän der „Sol Phryne“ habe gegen sechs Uhr morgens eine Explosion gehört, deren Ursache er zunächst nicht finden konnte. Später stellte sich heraus, daß die Fähre ein Loch unter der Wasseroberfläche hatte.

Das Schiff saß seit Wochen in Limassol fest, weil dem Eigner „Sol Lines“ das Geld ausgegangen war. Die Besatzung hatte die Fähre besetzt, um die Zahlung ausstehender Löhne zu erzwingen. Eine erste Auktion für die 1948 gebaute Fähre erbrachte jedoch nicht die geforderte Summe. Daraufhin sollte das Schiff am kommenden Donnerstag erneut versteigert werden. Am Samstag fand sich jedoch überraschend ein neuer, bisher unbekannter Reeder, der die geforderte Summe zahlte und das Schiff übernahm.

Bereits am Sonntag kamen drei Angehörige der PLO in Limassol durch eine Autobombe ums Leben. Als der Fahrer des VW Golf vor einem Appartementhaus starten wollte, explodierte der Wagen und brannte völlig aus. Die drei Insassen waren sofort tot. Ein PLO- Sprecher in Nikosia teilte mit, bei den Ermordeten handele es sich um führende Mitglieder der Fatah-Gruppe von PLO-Chef Yassir Arafat. Zwei der drei waren für die von Israel besetzten Gebiete zuständig, der dritte war Mitglied des Militärkomitees der PLO im Libanon. Die PLO-Zentrale in Tunis machte den israelischen Geheimdienst Mossad für das Attentat verantwortlich.