Imagepflege beim NATO–Gipfel

■ Mitterand und Chirac zum Nato–Gipfel / Eher Wahlkampfmanöver denn Abrüstungsgedanken motivieren zur Reise nach Brüssel / Frankreichs NATO–Politik wird sich nicht ändern

Aus Paris Georg Blume

„Das wird wirklich nur ein Gipfel fürs Photo.“ Von der Idee des NATO–Gipfels Anfang März ist der Sprecher im Hotel Matignon, dem Amtssitz des französischen Premierministers, offensichtlich wenig begeistert. Kein Wunder, denn nur weil es der Präsident so will, muß Premier Chirac nun auch noch das Treffen der NATO– Staatsmänner auf seinem überfüllten Wahlkampfkalender eintragen. Mitterrand aber besteht darauf: „Die Führer der Länder der atlantischen Allianz werden ihre Abrüstungspolitik festlegen. Ich muß da sein, und auch dort muß ich Frankreich repräsentieren, und Frankreich darf nur mit einer Stimme sprechen.“ Mochten nach dieser Ankündigung manche über eine solche NATO–Anhäng–lichkeit Frankreichs staunen - denn vorgesehen war die Teilnahme Mitterrands und Chiracs am Gipfel bisher nicht - so konnte die französische Entscheidung dennoch nicht überraschen. Mitterrand und Chirac werden nämlich bei dieser Gelegenheit ihr letztes internationales „Cohabitations“– Spektakel aufführen, von dem sie im Wahlkampf letztendlich beide gegenüber dem Nebenbuhler Raymond Barre profitieren. Wenn Chirac den Gipfel trotzdem als „nicht sehr wichig“ einstuft, treibt ihn vor allem die Sorge, Mitterrand könnte sich in Brüssel mit neuen Abrüstungsvorschlägen populär machen, von denen seine Regierung nun gerade nichts hören will. „Es wird auf dem Gipfel nicht die geringste Veränderung im Verhältnis Frankreichs zur NATO geben“, warnte man deshalb im Hotel Matignon den Präsidenten vor. Doch ein König hört nicht immer auf seine Minister. Vielleicht darf man wirklich gespannt sein: Nachdem Paris seit Jahren in Sachen Abrüstung Funkstille meldet, könnte sich Mitterrand auch schon mit einer kleinen Geste profilieren.