Bushs kleiner Triumph

■ Der republikanische Kandidat George Bush kassierte bei den wichtigen Vorwahlen in New Hampshire 38 Prozent / Sieger bei den Demokraten: Michael Dukakis

Aus Washington Stefan Schaaf

Die Meinungsforscher haben sich wieder einmal getäuscht: nicht Robert Dole, sondern George Bush hat am Dienstag mit 38 Prozent die meisten Stimmen bei den republikanischen Vorwahlen im US–Bundesstaat New Hampshire erhalten. Neun Prozent trennten den Vizepräsidenten von seinem ärgsten Rivalen um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat seiner Partei, der nur 29 Prozent der Stimmen erhielt. Dole reagierte mit Bitterkeit auf das schwache Ergebnis. Als gefragt wurde, ob er etwas zu George Bush zu sagen habe, sagte er: „Er soll aufhören, über mich zu lügen“. Die Entscheidung der ca. 120.000 republikanischen und ca. 100.000 demokratischen Parteimitglieder in New Hampshire, die sich an den Vorwahlen beteiligt haben, hat nationale Signalwirkung für die sich noch bis zum Juni hinziehenden Wahlkampagnen der Parteien. Wäre Bush in New Hampshire, so wie vor einer Woche bereits in Iowa, nur auf dem zweiten Platz gelandet, so hätte er sich in ernsten Schwierigkeiten befunden. Der Sieger auf der Seite der Demokraten heißt, wie allgemein erwartet, Michael Dukakis. Der Gouverneur des Nachbarstaats Massachusetts erhielt 36 Prozent der Stimmen. Die wichtigere Erkenntnis des Tages ist jedoch, daß der Wettbewerb der demokratischen Präsidentschaftsbewerber noch lange dauern kann und möglicherweise erst auf dem Parteikonvent der Demokraten im Juli entschieden wird: Es ist gut möglich, daß keiner der Kandidaten in den Vorwahlen eine absolute Mehrheit der Parteitagsdelegierten hinter sich bringen kann. Bisher liegen der Abgeordnete Richard Gephardt und Dukakis vorn, doch in drei Wochen finden Vorwahlen in allen Südstaaten statt, in denen Tennessee–Senator Gore und der schwarze Demokrat Jesse Jackson die besten Chancen haben. Jackson schnitt auch in New Hampshire mit acht Prozent beachtlich ab, obwohl es dort so gut wie keine schwarzen Wähler gibt.